#25: Darf ich mein Büro mit Weihnachtskerzen schmücken?

Weihnachtsstimmung liegt in der Luft, Lichterketten hängen in den Fenstern und Kerzen stehen auf dem Tisch. Was das Gemüt im dunklen Dezember erheitert, kann das Büro schnell in Brand setzen. Was Mitarbeitende beachten müssen, wenn sie ihren Arbeitsplatz festlich dekorieren möchten, darüber spricht Patrick Sievert aus der Abteilung Arbeitssicherheit und Umweltschutz mit der Webredakteurin Ina Götze in der neuen Podcastfolge der Uni Magdeburg.

Heute zu Gast

Patrick Sievert verstärkt seit dem 1. Dezember 2022 das Team der Abteilung Arbeitssicherheit und Umweltschutz. Gemeinsam mit der Betriebsmedizin berät und unterstützt der gelernte Industriemechaniker die Hochschulleitung in allen Fragen der Arbeitssicherheit und Gesundheit der Beschäftigten. Nach seiner Ausbildung hat Patrick Sievert im Abendstudium erst den technischen Fachwirt und dann den technischen Betriebswirt erworben; eine Weiterbildung zur Fachkraft für Arbeitssicherheit sowie zum Fachplaner für vorbeugenden Brandschutz folgten. Bevor er die Uni Magdeburg verstärkte, war er in einem Unternehmen der Tabakindustrie sowie bei Hermes Fulfilment erst als Teamleiter, dann als Abteilungsleiter für Arbeits- Brand und Umweltschutz für das gesamte Unternehmen tätig.

 

English version

We have translated the transcription of the podcast into English for you - you can read the conversation in English here. Unfortunately, the audio file is only available in German.

 

 

Der Podcast zum Nachlesen

Ina Götze: Meine erste Amtshandlung. Morgens auf Arbeit…

Patrick Sievert: Ich begrüße meine Kollegen und auf dem Rückweg brauche ich auf jeden Fall einen Kaffee, den ich mir organisiere. Und dann werden die Mails gecheckt.

Ina Götze: Was mir an der Uni fehlt…

Patrick Sievert: Manchmal kurze Entscheidungswege.

Ina Götze: Was ich an der Uni besonders schätze…

Patrick Sievert: Besonders den Campus, denn da fühle ich mich wohl. Dort trifft man viele Menschen, auch von früher, als man noch jung war.

Ina Götze: Das Kurioseste, das ich an der Uni bisher erlebt habe…

Patrick Sievert: Ich bin ja noch nicht so lange da. Von daher gibt es da eigentlich noch gar nichts, was so sehr kurios war, was ich jetzt hier dazu sagen könnte.

Ina Götze: Das sollte man in Magdeburg unbedingt mal gemacht haben…

Patrick Sievert: Definitiv ins Theater an der Angel mal vorbeischauen, im Sommertheater. Kann ich nur empfehlen. Bin ich absoluter Fan von.

 

Intro-Stimme: In die Uni reingehört. Der Podcast zur Arbeitswelt an der OVGU.

 

Ina Götze: Die Wochen vor Weihnachten sind immer ganz besonders: Die besinnliche Stimmung in der Stadt, der wohlige Geruch von Plätzchen in der Luft und die funkelnde Beleuchtung in den Straßen. Und nicht nur dort, auch bei uns an der Uni ist in vielen Büros die Weihnachtsstimmung eingezogen und damit auch nach Zimt duftende Kerzen. Ob das eine gute Idee ist und was Mitarbeitende beachten müssen, wenn sie ihr Büro dekorieren, darüber spreche ich heute mit Patrick Sievert aus der Abteilung Arbeitssicherheit und Umweltschutz. Herzlich willkommen!

Patrick Sievert: Hallo!

Ina Götze: Bevor wir starten, eine kleine Randnotiz: Um die Beschreibung zu den Folgen verfassen zu können, fragen wir bei unseren Gästen einen kurzen Lebenslauf ab. Und du hast pünktlich zur Vorweihnachtszeit im letzten Jahr angefangen. Also thematisch ist dieser Podcast sehr passend. Wir feiern praktisch deinen ersten OVGU-Geburtstag.

Patrick Sievert: Genau.

Ina Götze: Glückwunsch! Patrick, Hand aufs Herz: Bist du Weihnachtsfan oder der Grinch?

Patrick Sievert: Absoluter Weihnachtsfan. Allein schon durch meine beiden Töchter, kommt das Ganze noch einmal viel besser rüber und ich freue mich jetzt schon darauf.

Ina Götze: Ja, da kommt das innere Kind zum Vorschein.

Patrick Sievert: Ja, ich darf wieder mitmachen.

Ina Götze: Glauben deine Töchter noch an den Weihnachtsmann?

Patrick Sievert: Alle beide.

Ina Götze: Sehr gut. Wie alt sind sie?

Patrick Sievert: Die Große ist 11 und die Kleine wird jetzt 8 am 6. Dezember, also pünktlich zu Nikolaus.

Ina Götze: Auch mit 11 Jahren, bekommt ihr das noch hin?

Patrick Sievert: Das klappt noch ganz gut. Sie weiß es zwar, aber wenn der Weihnachtsmann dann kommt, ist sie absolut wieder dabei, ganz aufgeregt und freut sich. Mal sehen, wie lange noch.

Ina Götze: Warst du früher der Weihnachtsmann mit deinem Bart?

Patrick Sievert: Nein, aber ich habe den Weihnachtsmann schon gespielt und bin auch öfters mal von Haus zu Haus gegangen in der Nachbarschaft. Das war eigentlich ganz lustig, aber mittlerweile leider nicht mehr.

Ina Götze: Wir sitzen gerade in deinem Büro. Weihnachtsdekoration finde ich hier noch nicht. Kommt da noch was?

Patrick Sievert: Nein, bei mir persönlich nicht. Mit Deko kenne ich mich persönlich nicht so gut aus. Bin ich auch ehrlich gesagt im Büro nicht der Fan von. Zu Hause - ja, gerne. Besonders ganz viel Licht und auch Deko, aber dafür ist meine Frau zuständig.

Ina Götze: Um auf die die nach Zimt duftenden Kerzen zu sprechen zu kommen: Dürfen wir in unserem Büro Kerzen aufstellen und damit die dann nach Zimt riechen, dürfen wir sie anzünden?

Patrick Sievert: Nein. Also ich unterscheide noch mal: Das Aufstellen an sich ist kein Problem, aber so eine Kerze verleitet vielleicht auch mal, dass man die anzündet. Offenes Licht, Feuer und Co ist bei uns an der Uni verboten. Also sollte die Aufstellung von Kerzen somit unterlassen werden.

Ina Götze: Dann lieber die Duft-Stäbchen?

Patrick Sievert: Genau. Aroma, Stäbchen und Co. sind in Ordnung. Aber nichts, was durch Feuer Aroma verursacht.

Ina Götze: Und welche Art von Deko ist erlaubt bzw. worauf muss ich achten? Wenn ich zum Beispiel eine Lichterkette anbringen möchte. Kann ich das einfach machen?

Patrick Sievert: Nein, auch nicht. Aber es gibt natürlich die Möglichkeit, noch mal zu unterscheiden: Es gibt ja Lichterketten, haben einen Stecker, den ich in die Steckdose stecken muss und es gibt Lichterketten, die durch Akku oder Batterien betrieben werden. Die Lichterketten mit Akku oder Batterie, kann ich per se erst mal nutzen. Wenn ich ein Gerät in die Steckdose stecken muss, wozu auch die Lichterkette zählt, dann muss die geprüft sein. Jetzt ist das Prüfen allerdings nicht so einfach. Man kennt das schon von den Monitoren und von anderen elektrischen Geräten - da kommt einmal Jahr ein Kollege rum, der das prüft und einen Aufkleber draufmacht. Und wenn diese Lichterkette auch geprüft wäre, könnte ich die benutzen. Natürlich muss ich dann immer wieder aufpassen, wenn ich die Lichterkette verlege, dass sie nicht im Verkehrsweg liegt, dass dort niemand drüber stolpert und so weiter. Von daher die Empfehlung: Wenn ich etwas benutze, dann vielleicht mit Batterie oder mit Akku betrieben und dann im geringen Umfang.

Ina Götze: Oder rechtzeitig dran denken, bevor der Prüfer kommt, dass man die Lichterkette schon mal mit hinlegt.

Patrick Sievert: Genau, einfach rauslegen und wenn man Glück hat, wird die mit geprüft und dann kann ich die auch benutzen.

Ina Götze: Muss man das vorher anmelden, dass die mit geprüft werden? Oder geht der Kollege durch das Büro und sieht, dass dort ein Stecker dran ist und prüft das?

Patrick Sievert: In der Regel ist es so, dass an dem Gebäude dran steht, dass in dieser Woche eine elektrische Überprüfung stattfindet. Dann lege ich sie mit raus und dann wird sie mit überprüft. Jetzt muss man natürlich schauen, dass das natürlich auch Uni Gelder sind, die dort verwendet werden. Wenn jetzt jeder seine Kette mitbringt und die prüfen lässt, entstehen der Universität natürlich auch wieder Kosten. Von daher die klare Empfehlung: Batteriebetrieb.

Ina Götze: Hauptsache Deko, würde ich sagen. Jetzt können ja nicht nur Kerzen ein Feuer entfachen – auch Wasserkocher können brandgefährlich sein – aber eben auch sehr praktisch, wenn es in der Nähe des Büros keine Kaffeeküche gibt. Sind Wasserkocher oder andere Elektrogeräte denn erlaubt?

Patrick Sievert: Ich sage jetzt mal nicht nein, weil sie erlaubt sind. Aber Wasserkocher haben wieder einen Stecker und müssen auf jeden Fall vorher geprüft sein. Das ist der erste Punkt. Und wenn ich keine Pantry oder keine Teeküche in der Nähe habe und den zwingend brauche, dann stelle ich den auf eine offene feuerfeste Unterlage, wie zum Beispiel eine Fliese, Glasplatte oder Co.. Wir sehen das sehr oft, dass in jedem Büro ein Wasserkocher steht. Da sollte man sich vielleicht mit den Kollegen noch mal einigen. Vielleicht tut's der eine Wasserkocher, der dann zentral steht, wenn der geprüft ist und auf einer feuerfesten Unterlage steht - warum nicht?

Ina Götze: Sehr schön, dann ist der Tee zur Weihnachtszeit gerettet. Wenn jetzt mein Wasserkocher oder die Kerze dann doch ausversehen in Flammen aufgeht, wer haftet dafür?

Patrick Sievert: Das werden im Endeffekt die Gerichte entscheiden. Also im Grunde ist es so: Wenn eine Kerze in Flammen aufgeht, dann sage ich mir, dass ich einen Verstoß gegen die Brandschutzordnung begangen habe. Die Universität hat eine Brandschutzordnung, die ich unter den HöB Teil 2 finde. Da steht ganz klar drin, dass Feuer und offenes Licht definitiv verboten ist. Wenn ein Wasserkocher in Flammen aufgeht, dann hat man einen technischen Defekt. Normalerweise sollen diese Geräte unter Aufsicht betrieben werden. Das heißt, ich kann schnell einschreiten. Jetzt ist es aber so, dass ich nicht jedes Mal den Stecker rausziehe und wieder einstecke, wenn ich das Gerät benutze und ein technischer Defekt kann eigentlich immer passieren. Wenn das Gerät geprüft war, dann tritt das Land für einen als Versicherer der Universität ein und wird diesen Schaden beheben. Wenn es aber mutwillig verursacht wird oder ich einen Wasserkocher betreibe, der nicht geprüft ist, den ich beispielsweise von zu Hause mitgebracht habe, dann kann es schon sein, dass in diesem Fall ich auch zur Kasse gebeten werde und vielleicht Regress bezahlen muss bzw. in die Haftung eintrete.

Ina Götze: Das ist gut zu wissen. Nicht, dass ich einen hätte, aber gut zu wissen.

Patrick Sievert: Ich werde mal vorbeikommen und schauen.

Ina Götze: Wir haben Gott sei Dank die Kaffeeküche in der Nähe. Du kannst mir die Brandschutzordnung noch einmal schicken und dann können wir die hier im Text verlinken.

(redaktionelle Ergänzung: Weitere Informationen zum Brandschutz finden Sie auf der Website der Abteilung Arbeitssicherheit und Umweltschutz)

Patrick Sievert: Zum Thema Brandschutzordnung noch mal ein Punkt: Die befindet sich aktuell auch in der Erneuerung. Also es wird demnächst eine Veröffentlichung geben zu einer neuen Brandschutzordnung, weil immer wieder neue gesetzliche Anforderungen an uns gestellt werden bzw. auch neue Thematiken aufkommen. E-Bikes werden immer mehr, Akkus werden mit in die Büros genommen und eventuell sogar geladen, was wieder nur eine Erhöhung der Gefährdung bedeutet.

Ina Götze: Bei meinem Freund auf Arbeit gibt es eine Regelung, dass sie ihre Fahrrad Akkus und Handys nicht im Büro laden dürfen. Jetzt geht es beim Arbeitsschutz ja nicht nur darum, dass die Angestellten die Uni nicht in Brand setzen, sondern vor allem auch darum, Arbeitsunfälle zum Beispiel zu verhindern und vor allem auch Verletzungen. Was sind denn so die häufigsten Unfälle, die bei uns an der Uni passieren?

Patrick Sievert: Die häufigsten Unfälle sind das typische Stolpern und Stürzen. Also, ich habe irgendwo einen Gang zu erledigen, es steht was im Weg, ich stolpere drüber und verletze mich. Das ist die häufigste Unfallursache. Dann kommen noch Schnittverletzungen dazu, die sind auch relativ stark oder auch mal Finger gequetscht, aber Gott sei Dank in sehr geringem Umfang.

Ina Götze: Das hört sich gut an! Und in welcher Abteilung passieren die meisten Unfälle?

Patrick Sievert: Das geht durch alle Abteilungen durch. Es kristallisiert sich kein Bereich heraus oder keine Abteilung, in der wirklich viele Unfälle passieren. Die Schwere der Unfälle steigt mit der Gefährdung, beispielweise in einer mechanischen Werkstatt. Wenn da ein Unfall passiert, ist es meistens schwer. Im Büro und Verwaltungsbereich gibt es eher leichtere Verletzungen. Und da sind wir wieder beim Stürzen.

Ina Götze: Hattest du auch schon mal einen wirklich schweren Unfall? Dann bist du wahrscheinlich auch gar nicht mit vor Ort? Du siehst das ja gar nicht, was passiert, wenn etwas Schweres passiert. Oder musst du mit hin?

Patrick Sievert: Also wenn wirklich etwas Schweres passiert oder die Vermutung, dass etwas Schweres passiert ist, dann sind wir schon vor Ort. Wir werden dann auch mit angerufen, weil es durchaus möglich sein kann, dass auch der Staatsanwalt oder die Polizei dann vor Ort ist und Ermittlungen aufnimmt. Ich klopfe mal auf Holz in Anführungsstrichen, nichts wirklich extrem Schweres, also eine schwere Verletzung. Es stand mal die Vermutung im Raum, bei einem ehemaligen Arbeitgeber bei mir, dass durch einen Todesfall, der auf Arbeit passiert ist, erst durch einen Stoff vermutet worden ist, hat sich Gott sei Dank nicht bestätigt. Aber es war dann auch so, dass wir dann gleich vor Ort waren, die Ermittlungen mit begleitet haben und ich war dann froh, dass es dann doch nicht durch einen Arbeitsunfall passiert ist, auch wenn es sehr traurig und schwer war.

Ina Götze: Um genau solche und auch leichtere Unfälle zu verhindern, haben wir euch hier an der Uni - Dich und dein Team. Wie tragt ihr denn dazu bei, dass solche Unfälle nicht passieren?

Patrick Sievert: Also im Grunde genommen sind wir beratend und unterstützend unterwegs. Aber auch so, dass, wenn wir sehen, wenn Gefahr im Verzug ist, dass wir auch einschreiten, dass wir Arbeiten unterbinden, dass wir Arbeiten unterbrechen sowohl bei unseren Mitarbeitern, bei Studenten, bei externen Firmen, die auf dem Campus unterwegs sind. Und wir tragen dazu bei, das Verständnis dafür in die Köpfe zu tragen, warum ich jetzt auch mal auf die Arbeitssicherheit achten muss, obwohl das Projekt ganz schnell fertig sein muss oder jemand ganz schnell seine Masterarbeit fertigmachen muss und jetzt unbedingt auf den Knopf drücken muss. Wir versuchen das in die Köpfe zu tragen, sich als bewusstes Denken auch mit in die Arbeit einfließen zu lassen.

Ina Götze: Wenn du auf dem Campus unterwegs bist, um eben solche Fälle aufzudecken oder auch Gefährdungsbeurteilung schreibst, da ihr euch Arbeitsplätze konkret anschaut und sagt, was man besser machen könnte. Schlägst du oft die Hände auf dem Kopf zusammen und denkst: „Oh Gott -einmal mit Profis“?

Patrick Sievert: Nicht immer. Es gibt wirklich Mitarbeiter, Kollegen, die wirklich schon sehr professionell in diesem Team unterwegs sind. Es gibt aber auch Situationen, wo man denkt: Einmal tief durchatmen und jetzt müssen wir ein bisschen intensiver über das Thema sprechen. Aber das Positive überwiegt wirklich dabei.

Ina Götze: Wir sind also verantwortungsbewusst und nicht ganz so ungeschickt hier an der Uni. Das hört sich gut an. Wir haben einen sogenannten Arbeitsschutzausschuss. Ein bisschen schwierig das Wort. Kannst du erklären, was der macht?

Patrick Sievert: Genau. Also Arbeitsschutzausschuss, abgekürzt ASA. Im Grunde genommen, ist es eine gesetzliche Anforderung, die an die Universität gestellt wird oder auch an alle anderen Firmen. Dieser ASA muss mindestens viermal im Jahr stattfinden und Mitglieder des ASAs sind, natürlich unter der Leitung der amtierenden Kanzlerin, Sicherheitsfachkräfte, die Schwerbehindertenvertretung, Sicherheitsbeauftragte und auch Fachspezialisten. Und in diesem ASA sprechen wir über alle Arbeitsschutzthemen, die es an der Uni gibt. Angefangen von den Unfällen über Thematiken die an der Uni auftreten, wo es zu Arbeitsschutzproblemen kommt und beschließen auch Sachen wie zum Beispiel: Wir wollen aktuell eine neue Software beschaffen, dass sie uns das Thema Gefährdungsbeurteilung ein bisschen näherbringt und auch einfacher für die Anwender und Bereiche gestalten lässt. Sowas wird da alles besprochen.

Ina Götze: Kleine Tutorial Videos wären ja ganz gut, kennst du „dumb ways to die“? Das ist ein kleiner Song aus einer Aufklärungskampagne. Sowas sollten wir mal für die Uni machen.

Patrick Sievert: Also, der Plan ist schon mehr in die Digitalisierung zu gehen. Wir haben immer noch sehr viel Papier und Papier ist geduldig und Papier kann man auch schnell mal wegpacken.

Ina Götze: …und Papier brennt schnell!

Patrick Sievert: Papier brennt auch schnell. Obwohl Papier eher, wenn es kompakt und zusammengestaucht ist, gar nicht so schnell brennt. Das soll man gar nicht denken. Das zusammengeknüllte ist dann ein bisschen schlimmer. Aber es geht auch darum, dass die Digitalisierung nicht mehr aufzuhalten ist. Wir möchten das wirklich, dass wir zu jeder Zeit, an jedem Ort auf unsere Dokumente zugreifen können und dass es auch einfach verwertbar ist. Auch mit der Unterlegung von Online-Unterweisungen, Tutorial-Videos usw. Und dafür haben wir einfach die Basis noch nicht. Aber wir glauben daran, dass wir das schnell umsetzen können.

Ina Götze: Ich bin gespannt. Bei meinen Recherchen bin ich auch darauf gestoßen, dass wir ganz viele Formulare zum Thema Gentechnik haben. Was hat es denn damit auf sich?

Patrick Sievert: Das Thema Gentechnik ist natürlich ein sehr umfassendes und spezielles Thema für uns. In unserem Bereich ist es sehr wichtig, dass alle Arbeiten, die in der Gentechnik ausgeführt werden, den gesetzlichen Bestimmungen entsprechen. Es gibt sogenannte S1 und S2 Anlagen und das bezieht sich auf die Sicherheitsklasse. Und zu jeder Sicherheitsklasse sind besondere Anforderungen gestellt. Damit das, was dort passiert auch dort bleibt und nicht in die Umwelt gelangen kann. Und dazu sind wir in engem Kontakt mit den Landesverwaltungsamt in Halle, wo diese ganzen Anlagen beantragt und genehmigt werden. Wir brauchen Projektleiter, Beauftragte für biologische Sicherheit - und erst, wenn das ganze Konstrukt steht, gibt es auch die Genehmigung zum Forschen in diesen S1 und S2-Anlagen.

Ina Götze: In welchem Bereich haben wir das?

Patrick Sievert: Ich beziehe das jetzt mal auf Gebäude. Hauptsächlich in Gebäude 28 sind die größten Themen, aber auch sehr stark an der Medizinischen Universität.

Ina Götze: Und auch spannend: Wir haben einen Laserschutzbeauftragten. Ich stelle mir gerade vor, wenn man neue Leute kennenlernt und nach seinem Beruf gefragt wird und sagen kann „Ich bin Laserschutzbeauftragter“ – das ist schon ein bisschen cool. Was macht die Person denn?

Patrick Sievert: Also, wir haben nicht nur einen – wir haben insgesamt neun Laserschutzbeauftragte und sogar einen Oberlaseraschutzbeauftragten. Und zwar dreht sich das ganze Thema auch wieder um gesetzliche Anforderungen. Laser sind in verschiedene Stufen oder Klassen eingruppiert. Da gibt es die Klasse 3 und die Klasse 4 mit den Untergruppen. Die Laser sind so gefährlich, dass man jemanden dafür haben muss, der dazu beauftragt wird, für Sicherheit zu sorgen. Also in Anführungsstrichen, die Forschenden oder die Führungskräfte zu beraten bei dem Thema Gefährdungsbeurteilung. Wie muss diese Anlage abgeschirmt sein? Auch mal zu überprüfen, ob die Anlage dem Stand der Technik entspricht und ob alle Sicherheitseinrichtungen funktionieren. Und dazu gibt es eine gesetzliche Anforderung. Wir sorgen dafür, dass die Kollegen bestellt werden und überprüfen auch gemeinsam mit dem Laserschutzbeauftragten neue Anlagen oder Änderungen an Anlagen.

Ina Götze: Ich bin Webredakteurin, aber Oberlaserschutzbeauftragte wäre schon cool.

Patrick Sievert: Ich habe es jetzt einmal Oberlaserschutzbeauftragten genannt, aber es gibt auch ein Fachwort dafür. Es nennt sich eigentlich leitender Laserschutzbeauftragter.

Ina Götze: Das ist auch noch cool.

Patrick Sievert: Vielleicht sollte man das Wort jetzt einführen.

Ina Götze: Ihr befasst euch nicht nur mit den Gefahren auf Arbeit, sondern auch auf dem Weg hin und zurück – also sogenannte Wegeunfälle. Was genau ist denn ein Wegeunfall und wenn ich einen habe, was mache ich dann?

Patrick Sievert: Genau, gute Frage. Wir müssen unterscheiden. Es gibt ja Arbeitsunfälle und es gibt Wegeunfälle. Arbeitsunfälle sind immer meldepflichtig, wenn ich länger als drei Tage krank bin oder krankgeschrieben bin. Wegeunfälle sind auch meldepflichtig, ist aber noch einmal ein anderer Part. Im Grunde genommen fängt ein Wegeunfall beim Verlassen der Haustür an. Viele denken: Ich wohne im Mehrfamilienhaus, verlasse meine Wohnungstür und stürze. Dann ist es per se noch kein Arbeitsunfall. Da gibt es ganz tolle Gerichtsurteile, dass ein Arbeitsweg erst ab Verlassen der Haustür beginnt. Ich bin versichert auf dem direkten Weg zur Arbeit und auch wieder zurück. Inklusive: Ich bringe mein Kind zur Kita, zur Schule, mache eine Fahrgemeinschaft und muss dazu ein paar Umwege in Kauf nehmen, dann bin ich auch versichert.

Der Versicherungsschutz ist ganz schnell weg, wenn ich sage: Ich muss jetzt noch tanken oder ich muss noch mal Geld abholen. Wenn ich zum Beispiel auf die Tankstelle einbiege, ist mein Versicherungsschutz weg in diesem Bereich. Und wenn ich zeitnah die Fahrt wiederaufnehme, dann bin ich wieder versichert. Also immer ganz vorsichtig sein. Wenn ich einen Wegeunfall habe, dann unterliegen wir auch der Meldepflicht. Das sollte auch immer gemeldet werden, weil es können Folgeschäden bleiben. Wir sind über die Unfallkasse versichert bzw. die Mitarbeiter und die Beamten sind über das Land Sachsen-Anhalt versichert und da können schwierige Fälle daraus werden, wie eine langwierige Krankheit. Wenn man einen Wegeunfall hat, ist es nicht so, dass nach 6 Wochen dann die Entgeltfortzahlung aufhört, sondern man bekommt bis zur Rehabilitation sein volles Geld, aber auch eine Rente über die Unfallkasse, wenn es wirklich schwerwiegend ist.

Ina Götze: Wenn ich jetzt einkaufen fahre und der Supermarkt auf dem direkten Weg liegt, dann muss ich, solange ich im Supermarkt bin, aufpassen. Wenn ich wieder herauskomme, ist es in Ordnung?

Patrick Sievert: Wobei man den zeitlichen Rahmen einhalten muss. Das landet meistens wieder vor Gericht, weil dann entschieden wird: Ist die Stunde einkaufen noch Arbeitsweg oder ist der Arbeitsweg jetzt schon so lang unterbrochen, dass es nicht mehr als Arbeitsweg zählt?

Ina Götze: Also kein keine Shopping-Exzesse, sondern nur mal eine Gurke holen und dann wieder raus. Im Haushalt passieren ja bekanntlich die meisten Unfälle. Viele Kolleginnen und Kollegen arbeiten mittlerweile regelmäßig im Homeoffice. Was zählt denn im Homeoffice als Arbeitsunfall und auch hier die Frage: Was mache ich, wenn mir beim Arbeiten in den eigenen 4 Wänden etwas passiert ist?

Patrick Sievert: Genau, da müssen wir auch wieder unterscheiden. Homeoffice oder das mobile Arbeiten. Wir haben hauptsächlich das mobile Arbeiten. Beim mobilen Arbeiten ist es so, dass ich auch wieder versichert bin, aber nur im Umfang der Tätigkeit. Also alles, was zu meiner Tätigkeit dazugehört, ist wieder versichert. Alles andere, wie: Ich stehe auf, hole mir aus meiner Küche einen Tee und verbrenne mich da, muss das wieder geklärt werden. Gehört das zur ursächlichen Tätigkeit dazu, weil ich mir hier in der Uni auch mal einen Kaffee oder Tee hole. Das kann man pauschal nicht sagen, würde ich aber trotzdem melden und wir würden das weiterleiten an die Unfallkasse und die Unfallkasse entscheidet das dann, ob das im Endeffekt dann ein Arbeitsunfall war oder nicht.

Ina Götze: Zwei Fragen, eine nach der anderen: Was der Unterschied zwischen Homeoffice und mobilem Arbeiten?

Patrick Sievert: Beim Homeoffice ist es so: Da muss eine Regelung dahinterstehen, also hauptsächlich eine Betriebsvereinbarung. Und beim Homeoffice ist es so, dass die Universität das Mobiliar stellen muss. Tisch, Stühle, alles drum und dran. Das muss dann genauso entsprechend sein, wie wir das hier auch in unserem Räumen vorfinden. Und es ist so, dass zum Beispiel eine Fachkraft für Arbeitssicherheit das auch begutachten muss, weil das als Arbeitsplatz zählt. Also es könnte auch sein, dass wir dann auch mal zu Hause vorbeikommen, eine Begehung machen oder uns auch das per se mal per Fotos zeigen lassen müssen, um einzuschätzen. Ist der Arbeitsplatz vernünftig eingerichtet oder nicht. So ein Arbeitsraum muss dann auch mindestens acht Quadratmeter groß sein, von einem Homeoffice Arbeitsplatz. Und oft ist es ja so, man nimmt dann seinen Küchentisch und das würde dann nicht mehr funktionieren. Und deswegen gibt es diese Möglichkeit des mobilen Arbeitens. Da haben wir eher das Problem: Ich nehme mir den Laptop mit, sitze dann am Tisch wundere mich dann, dass nach zwei, drei Wochen der Nacken oder der Rücken wehtut. Da haben wir meistens das Ergonomie-Problem. Aber da würde ich dann einfach mal auf das Gesundheitsmanagement verweisen. Es gibt ja gerade aktuell die Ergonomie Wochen und da einfach mal in die Termine einschreiben. Da geht es auch um das Thema mobiles Arbeiten, Homeoffice. Wie kann ich mich da auch gesund halten.

Ina Götze: Ich glaube, wenn der Podcast rauskommt, sind die gerade frisch vorbei. Aber nichtsdestotrotz gerne die Kolleginnen und Kollegen einfach mal ansprechen und in der Nachbereitung soll auch ein bisschen was passieren.

Patrick Sievert: Auch wenn der Podcast vorbei ist. Es wird auf jeden Fall eine neue Internetseite zum Thema Ergonomie geben, wo die ganzen Themen, die dort behandelt wurden, dann auch noch mal aufgeführt werden als Information.

Ina Götze: Wenn die dann schon fertig ist, wird sie hier natürlich auch verlinkt. So viel Service muss sein. Genau. Und die zweite Frage: Wenn ich im Büro bin und wenn ich mir hier aus Versehen das heiße Wasser über meinen Körper kippe, dann ist das aber versichert.

Patrick Sievert: Die Unfallkasse entscheidet. Es gibt auch wieder innerhalb der Uni, innerhalb der Betriebe viele Ausnahmeregelungen. Zum Beispiel hört der Versicherungsschutz auf, wenn ich mein Essen zu mir nehme. Der Weg hin zur Mensa ist versichert, der Weg zurück auch, aber die reine Essen Aufnahme wieder nicht. Also nicht verschlucken.

Ina Götze: Es ist ja auch glaube ich so, dass wenn man auf Toilette ist, hat man auch keinen Versicherungsschutz.

Patrick Sievert: Richtig. Der Weg dahin ist auch wieder versichert, auf der Toilette dann nicht, aber der Weg zurück auf wieder.

Ina Götze: Was bei uns aber brandgefährlich ist, weil wenn ich hier auch noch aus dem Nähkästchen plaudern darf: Wenn man sich bei uns gerade die Hände wäscht, umdreht und wieder rausgehen will, wenn jemand kommt... Meistens wird die Tür so schwungvoll aufgerissen, dass da noch nichts passiert ist. Auch hier auf Holz geklopft. Aber das ist doch unfair, ich kann doch nichts dafür. Gibt es da Ausnahmen?

Patrick Sievert: Wir sollten uns die Toilette auf jeden Fall mal anschauen, ob wir dann eine Regelung treffen können, bevor wir jetzt ein Schild dranmachen. Vielleicht bringt es auch was, dass das Waschbecken dann versetzt wird, damit die Gefährdung einfach ausgeschlossen wird.

Ina Götze: Zum Abschluss noch eine persönliche Frage: Bist du aufgrund deiner Arbeit ein extrem vorsichtiger Mensch und gehst im Kopf schon immer mögliche Schreckensszenarien durch? Oder kannst du das gut abschütteln?

Patrick Sievert: Ich kann das ganz gut ablegen. Also wenn ich die Universität verlasse, ist zwar nicht gleich alles auf null gesetzt, aber Arbeit ist Arbeit und Privates privat. Ich selber fahre Motorrad, Snowboard und wenn ich jedes Mal an die Sicherheit denken würde, hätte ich auch keinen Spaß an den Themen. Anders ist es bei meinen Kindern. Bei meinen Kindern, da sehe ich alles schon voraus, was passieren könnte. Gott sei Dank trifft nicht so viel ein, aber das ist dann eher so, wo ich dann öfters mal schlucken muss und sage: Nein, alles gut.

Ina Götze: Die Angst bloß nicht auf die Kinder übertragen. Ganz vielen Dank für deine Einblicke in deine Arbeitswelt. Ich wünsche dir eine ganz fantastische Weihnachtszeit mit Deinen Lieben und Ihnen da draußen natürlich auch an den Kopfhörern oder an den Lautsprechern. Und bleiben Sie gesund, passen Sie auf, wo Sie langgehen und in der Mensa immer schön kauen. Bis zum nächsten Mal!

 

Outro-Stimme: In die Uni reingehört. Der Podcast zur Arbeitswelt, an der OVGU.

Letzte Änderung: 22.01.2024 - Ansprechpartner: Webmaster