#21: Wie gut sind Forschung und Lehre vereinbar?

Wird man Wissenschaftlerin oder Wissenschaftler, dann besteht der Berufsalltag eben nicht nur aus der Arbeit im Labor, oder aus Recherche, Befragungen und ähnlichem - eben nicht nur aus Forschung. Sondern es gehört auch dazu im Hörsaal vor einer Vielzahl von Studierenden zu stehen und sie für das eigene Wissenschaftsfeld zu begeistern. Der Idealfall ist also klar: Forschung und Lehre sollten ineinandergreifen, aber ist das auch so? Einer von unseren Lehrenden, den das scheinbar gelingt, ist Prof. Schlägel. Der Wirtschaftswissenschaftler ist einer der Lehrpreisträger 2022. Ausgezeichnet wurde er unter anderem für seine forschungs- und praxisnahe Lehre. Im Podcast spricht er darüber, wie Forschung und Lehre vereinbar sind, was gute Lehre haben muss und was ihn motiviert.

Heute zu Gast

Prof. Christopher Schlägel ist Professor für Behavioral International Management, der Fokus seiner Forschung liegt aber nicht allein im Bereich Internationales Management und International Business. Er beschäftigt sich auch mit International Entrepreneurship oder International Marketing. Als Dozent hält er Vorlesungen, gibt Seminare und betreut außerdem Scientific Projects, also wissenschaftliche Projekte, bei denen Studierende aktuelle Forschungsfragen behandeln. Für seine forschungs- und praxisnahe Lehre hat er den Lehrpreis 2022 erhalten.

 

 

Der Podcast zum Nachlesen

 

Intro-Stimme: In die Uni reingehört. Der Podcast zur Arbeitswelt, an der OVGU.

Lisa Baaske: Kaffee auf dem Campus kaufen oder selber brühen?

Prof. Christopher Schlägel: Beides. Aber der Kaffee sowohl bei Christians Kaffeebar als auch bei Primo schmeckt natürlich sehr viel besser. Zumindest als der, den ich brühe.

Lisa Baaske: Der frühe Vogel fängt den Wurm oder fragt mich ab 12:00 Uhr?

Prof. Christopher Schlägel: Irgendwas dazwischen. Ich glaube in der Woche eher früher, weil dann schaffe ich auch mehr am Vormittag, am Wochenende auch gerne mal etwas länger schlafen, aber eher um neun als um zwölf.

Lisa Baaske: Meine erste Amtshandlung nach Feierabend…

Prof. Christopher Schlägel: Die Musik im Auto ganz laut drehen.

Lisa Baaske: Und was hören Sie dann?

Prof. Christopher Schlägel: Gemischt.

Lisa Baaske: Wird man Wissenschaftlerin oder Wissenschaftler, dann besteht der Berufsalltag eben nicht nur aus der Arbeit im Labor oder aus Recherche, Befragungen und Ähnlichem. Eben nicht nur aus Forschung, sondern es gehört auch dazu, im Hörsaal vor einer Vielzahl von Studierenden zu stehen und sie für das eigene Wissenschaftsfeld zu begeistern. Der Idealfall ist also klar: Forschung und Lehre sollten ineinandergreifen. Aber ist das auch so? Einer von unseren Lehrenden, dem das scheinbar gelingt, ist Professor Schlägel. Der Wirtschaftswissenschaftler ist einer der Preisträger 2022. Ausgezeichnet wurde er unter anderem für seine forschungs- und praxisnahe Lehre.

Mein Name ist Lisa Baaske, ich arbeite bei der Pressestelle der Uni und wir reden heute einmal darüber, wie Forschung und Lehre vereinbar sind, was gute Lehre haben muss und was ihn motiviert.

Herzlich willkommen!

Prof. Christopher Schlägel: Ja, vielen Dank für die Einladung.

Lisa Baaske: Haben Sie denn persönlich eine Präferenz? Lieber Forschung oder lieber Lehre?

Prof. Christopher Schlägel: Ich glaube, das wechselt sich auch über das Jahr so ein bisschen ab, jetzt ganz ehrlich auch am Ende des Semesters bin ich dann auch ganz froh, wenn ich mich wieder mehr um die Forschungsprojekte kümmern kann. Genauso sehr, wie ich dann vielleicht am Anfang des Semesters mich auf die neuen Seminare, die neuen Projekte und Vorlesungen freue. Mir macht beides sehr viel Spaß.

Lisa Baaske: Was ist denn der größte Unterschied zwischen beiden Bereichen? Also was reizt Sie an der Forschung und was an der Lehre?

Prof. Christopher Schlägel: Ich glaube, der erste Moment, wo ich wirklich für mich eigentlich gedacht habe, Mensch, eigentlich so an der Uni arbeiten ist ein cooler Job, das war in einer der ersten Vorlesung damals hier im Hörsaal 5 in Magdeburg. Ich glaube, das war volkswirtschaftliche Gesamtrechnung bei Guido Henkel, der auch immer noch im Dekanat in Magdeburg arbeitet oder an der Fakultät arbeitet und wo ich so dachte, Mensch, das ist eigentlich ein ziemlich cooler Job, ich bin da vielleicht auch ein bisschen familiär vorbelastet. Mein Vater ist halt Lehrer für Bio und Chemie und auch als kleiner Junge, saß ich öfters im Unterricht, auch bevor ich selber zur Schule gegangen bin und fand das eigentlich immer spannend, wie er da den Schülern gerade in der Chemie was beigebracht hat, so mit Experimenten und so weiter. Und fand auch zu diesen Forschungsaspekt eigentlich auch schon als Kind eigentlich schon spannend.

Also für mich liegt der größte Unterschied in den beiden Bereichen, dass ich zumindest für mich persönlich die Ergebnisse in der Lehre sehr viel schneller sehe als in dem Forschungsbereich. So ein Forschungsprojekt dauert so eigentlich von Datenerhebung bis zur Publikation mindestens um die zwei, drei Jahre. Wenn man es in reinen Zeiteinheiten rechnet, vielleicht 8 bis 12 Monate, wenn man wirklich Vollzeit den ganzen Tag dran arbeiten könnte. Und die Ergebnisse, die kommen irgendwie so scheibchenweise. Man setzt die Studie auf, man führt sie durch, man guckt sich die Daten an, im besten Fall sehen die Daten oder sehen die Ergebnisse halbwegs so aus wie das, was man in den Hypothesen formuliert hatte. Und dann freut man sich schon mal und dann bringt man es irgendwie zu Papier. Man reicht es bei einer Konferenz ein, dann liegt es da zwei, drei Monate, dann wird es akzeptiert, im besten Fall. Dann freut man sich wieder ein bisschen. Dann reicht man es beim Journal ein und im besten Fall übersteht es die erste Runde und die Zweite und die Dritte. Und das sind so viele kleine Sachen, die sie sich aber über eine sehr lange Zeit ziehen. Und wenn man mit den Studierenden arbeitet, zeigt sich oftmals zum Beispiel gerade in den Seminaren oder auch bei den Abschlussarbeiten, wenn man nah dran ist am Geschehen, zeigen sich die Ergebnisse sehr, sehr schnell. Und das ist ein sehr, sehr schönes Gefühl, diese Ergebnisse der eigenen Arbeit schneller zu sehen.

Lisa Baaske: Verstehe ich. Auch sehr spannend, dass Sie selbst hier Student waren und Sie quasi selbst die Liebe zum Beruf entdeckt haben. War übrigens bei einer Vorlesung, wo ich wahrscheinlich die Liebe nicht so für entdeckt hätte, aber sehr spannend. Finden Sie denn, dass die Forschung anerkannter und beliebter als die Lehre ist?

Prof. Christopher Schlägel: Vermutlich sollte ich das jetzt nicht sagen, was ich jetzt sage, aber man muss ja eigentlich nur mal schauen, wie das Preisgeld dotiert ist, wenn man sich den Forschungs- und den Lehrpreis an der Universität anschaut und ob man beispielsweise bei der Preisverleihung eine Redezeit hat oder nicht. Und da gibt es schon Unterschiede. Und das ist nicht nur hier so, das ist allgemein so, dass natürlich die Forschung sehr viel mehr im Rampenlicht steht. Ob das nun begründet oder unbegründet ist, dass muss jeder für sich entscheiden oder da gibt es natürlich ganz unterschiedliche Perspektiven. Aber es ist schon so, dass oftmals die Lehre so ein klein bisschen in den Hintergrund gerät.

Lisa Baaske: Woran forschen Sie denn selbst und was für Veranstaltungen geben Sie dann als Dozent?

Prof. Christopher Schlägel: Ich selber bin in der Forschung relativ breit aufgestellt. Das heißt also, ich bin der Professor für Behavioral International Management, der Fokus der Forschung ist, aber nicht allein im Bereich Internationales Management und International Business. Es geht auch rein in den Bereich International Entrepreneurship, also internationale Unternehmensgründung oder auch International Marketing, International Strategy. Das hilft mir dann aber auch in der Lehre und beispielsweise bei der Betreuung von Abschlussarbeiten, bei den Themen einfach breiter aufgestellt zu sein, auch mehr Möglichkeiten zu geben, auch mit den Studierenden zu besprechen. Wo siehst du dich eigentlich dann später im Job? Dass man möglichst auch die Abschlussarbeit schon in diese Richtung hin aufsetzt? Aber das ist natürlich auch schon Punkte oder Kontaktpunkte hin zur Forschung des Lehrstuhls gibt. Also momentan dreht sich die Forschung sehr viel um interkulturelle Kompetenz, das heißt, wie entwickeln Individuen interkulturelle Kompetenz? Welche Wirkung hat interkulturelle Kompetenz? Wie kann interkulturelle Kompetenz überhaupt gemessen und konzeptualisiert werden?

Lisa Baaske: Und was haben Sie dann für eine Vorlesung zum Beispiel dieses Semester gegeben?

Prof. Christopher Schlägel: Bei den Vorlesungen ist es auch nur ein Wechsel zwischen allgemeineren Vorlesungen, das heißt International Corporate Strategy, also das heißt mehr der Strategie Bereich, die Firma steht eher im Vordergrund, wobei ich den Studierenden versuche, eigentlich in fast jeder Vorlesung mitzugeben. Es ist ja nicht die Firma, die die Entscheidungen trifft, sondern es sind ja die Individuen innerhalb der Firma, also die Menschen, die die Entscheidungen treffen. Und deswegen gibt es immer diese Verhaltenskomponente. Deswegen ja auch Behavioral International Management. Und diese Vorlesungen bieten wir im Winter an, im Sommer ist es am Crosscultural Management, da steht dann das Individuum vor allen Dingen im Vordergrund. Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Kulturen und inwiefern die, die Management Tools beeinflussen, die man nutzt im täglichen Gebrauch, um das Unternehmen zu steuern.

Ergänzend haben wir an der Fakultät sogenannte Scientific Projects, also wissenschaftliche Projekte, in denen die Studierenden sehr aktuelle Forschungsfragen behandeln. Das ist aus meiner Sicht auch wirklich Forschungsfront. Das heißt, wir stellen dort Themen, die es so in der Literatur nicht gibt. Zumeist ist das ein evidenzbasierte Ansatz. Das heißt, die Studierenden nutzen metaanalytische statistische Verfahren, um bestehende Studien in einem Bereich zusammen zu fassen. Das war letztes Semester beispielsweise die Frage, wie Unternehmensübernahmen auf die Mitarbeiter im Unternehmen wirken. Aber es gibt da 70, 80, 90 quantitativ empirische Studien, aber keine solche metaanalytische Überblicksstudie. Und da haben dann unterschiedliche Teams, unterschiedliche Variablen und unterschiedliche Outcomes von diesen Mergers and Acquisitions untersucht. In den Abschlussarbeiten nutzen wir oftmals dieses Wissen. Das heißt, dass, wenn die Studierenden einmal diese Methode gelernt haben, eine Metaanalyse zu nutzen, dass wir zusammen schauen, in welchem Bereich siehst du dich, in welchem Bereich möchtest du dich bewerben und ob da vielleicht in diesem Bereich auch momentan gerade ein Thema ist, was sozusagen reif ist für eine Metaanalyse. Gibt es da genügend Studien? Ist das eine spannende Forschungsfrage, um dann sich anzuschauen: Woher stammen eigentlich diese unterschiedlichen Effekte, die gemischten Effekte, die man oftmals in der in der Literatur sieht? Gerade gestern zum Beispiel in der Vorlesung International Corporate Strategy, konnte ich zum Beispiel auch die Ergebnisse einer Master Studie aus dem Sommer nutzen, dort hat sich eine Studierende beispielsweise angeschaut, wie psychische Distanz auf den Internationalisierungsprozess wirkt, das heißt also auf die Auswahl des Landes, an welche Organisationsform man denn beispielsweise ob Joint Venture oder Acquisition nimmt, auf die Performance und diese Ergebnisse, die gibt es einfach noch nicht oder die gab es noch nicht in der Literatur. Und so konnten wir zum Beispiel auch gleich diese Ergebnisse aus einer solchen Masterstudie dann auch in einer Vorlesung nutzen.

Lisa Baaske: Es ist auch schön, wenn man als Student oder Studenten selbst so daran forscht, selbst praktisch wird und das dann wirklich auch sinnvoll ist, was man da gemacht hat. Sehr, sehr cool. Hatten Sie denn je das Gefühl, das Sie sich zwischen Lehre und Forschung entscheiden mussten? Oder geht beides gleich gut?

Prof. Christopher Schlägel:: Ganz ehrlich, ich glaube über all die Jahre, die ich jetzt an einer Universität arbeite, das sind jetzt, glaube ich, knapp 18, 19 Jahre. Ist das eine Frage, die ganz oft aufkommt. Weil, wenn man die Entscheidung trifft, an der Uni zu bleiben oder wenn man vorhat, an der Uni zu bleiben und in Richtung Professur zu gehen, ist vor allen Dingen das, woran man gemessen wird. Vor allen Dingen erst mal der Forschungsoutput. Das heißt, welche Veröffentlichungen hat man, welche Drittmittel Einwerbung hat man. Und natürlich spielt die Lehre eine Rolle in diesem Bewerbungsprozess und bei vielen Berufungsverträgen muss man auch einen Lehrvortrag halten. Und auch die Lehrevaluationen sind wichtig und auch so ein Lehrpreis ist immer wichtig im CV. Aber es ist vor allen Dingen erst mal die die Forschung, die gezählt wird, die gewogen wird und basierend auf denen man evaluiert wird, ob beispielsweise bei einer Juniorprofessur oder auch jetzt bei einer Tenure-Track-Professur. Und dann steht man natürlich vor der Frage: Worin investiere ich die Zeit? Überarbeite ich die Vorlesung oder setze ich halt ein neues Forschungsprojekt auf? Und ich habe über die Jahre mehr als einmal den Hinweis bekommen, insbesondere in meiner Zeit in den Niederlanden, in den fünf Jahren in denen ich in den Niederlanden gearbeitet habe, hat oftmals mein Supervisor sowohl in Maastricht als auch in Groningen gesagt: „Du investierst viel zu viel Zeit in die Bachelor- und Abschlussarbeiten und auch in die Masterabschlussarbeiten oder in die Seminare. Kürz das alles ab. Gib nicht so viel Feedback. Gib kurz Feedback per WhatsApp Nachricht oder so, macht das nicht mehr schriftlich, sondern schreibt lieber ein Paper mehr.“ Und das ist natürlich auch ein innerlicher Kampf, weil gerade, wenn einem beides Spaß macht oder man auch vor allen Dingen halt sieht, man ist ja am Ende des Tages Hochschullehrer. Also die Lehre ist ja schon ein wesentlicher Bestandteil der Professur und deshalb ist es auch wichtig, die Zeit da gut aufzuteilen, auch aus gesellschaftlicher Perspektive, dass alles, was wir hier jetzt gerade sehen, während dieser Podcast Aufzeichnungen, alles was wir benutzen, ist am Ende des Tages viel vom Steuerzahler bezahlt. Und deshalb sollte sowohl die Lehre als auch die Forschung eine gesellschaftliche Relevanz haben. Und dafür gehört dann auch für mich und auch für viele andere, halt auch immer wieder die Lehre zu verbessern, die Lehre anzupassen, die Veranstaltungen anzupassen, an die sich ändernden Umstände, was wir insbesondere in den letzten zwei, drei Jahren gemerkt haben während der Pandemie.

Lisa Baaske: Scheinbar sind ja auch gerade die Studierenden Ihnen sehr dankbar dafür, dass Sie eben ihre Zeit natürlich investieren. Immerhin haben Sie es ihnen quasi gedankt mit dem Lehrpreis und haben sie nominiert. Das heißt ja aber auch, dass die Studierenden eben sehr glücklich mit ihrer Lehre sind. Warum engagieren Sie sich dann in dem Bereich so sehr?

Prof. Christopher Schlägel: Es macht mir persönlich unheimlich viel Spaß, gerade in den kleineren Gruppen oder auch gerade in der Betreuung der Abschlussarbeiten an einem Projekt mit den Studierenden zusammenzuarbeiten. Es ist für mich wirklich etwas, auch wenn, man hat ja auch mal schlechtere Tage, man ist vielleicht ein bisschen müde, ein bisschen angeschlagen oder so, es ist dann aber trotzdem so, dass dann Tage für mich, wo ich wirklich gerne in diese Meetings gehe und total gespannt bin: Was ist jetzt das Ergebnis? Wenn jemand jetzt gerade so die Datenerhebung gemacht hat und man guckt so nach den ersten Statistiken sich die Ergebnisse an, das ist für mich total spannend und ich sehe das dann vielleicht auch eher, dass das wie Peers sind oder ist das eigentlich auf Augenhöhe, denn ich lerne eigentlich nie aus. Aus jedem Projekt nehme ich was mit, sowohl aus der Betreuung der Abschlussarbeiten als auch jetzt aus dem Scientific Projekt, weil da kommen dann auch immer wieder Fragen auf. Wenn ich jetzt einfach mal sagen kann, nach gut über zehn Jahren in diesem Bereich der Metaanalysen ich der Meinung bin, dass ich mich da recht gut auskenne. Kommen halt immer wieder Fragen auf, wo ich sagen muss: Tut mir leid, weiß ich nicht, muss ich nachgucken, kann ich dir nächstes Mal sagen oder schreib es beispielsweise dann ins Forum oder teile es in der nächsten E-Mail mit euch und lerne da jedes Mal dazu.

Was ich halt wirklich faszinierend finde, ist die Entwicklung wirklich über eine längere Zeit. Ich fand das zum Beispiel total spannend, insbesondere während der Zeit, als Juniorprofessor in Magdeburg, habe ich über die fünf Jahre Studierende teilweise betreuen können. Über zwei Seminare im Bachelor, die Abschlussarbeit im Bachelor, zwei Seminare im Master und die Abschlussarbeit im Master und was da die Studierenden über die Zeit hinweg hinlegen, dann in so einer Abschlussarbeit. Es war für mich teilweise wirklich atemberaubend und auch insbesondere manchmal, wenn man es nicht so vermutet hat. Wenn sich jetzt ein Studierender beispielsweise auf das Seminar bewirbt oder auch auf eine Abschlussarbeit bewirbt, sieht man ja den Notenauszug. Man sieht auch die Noten in den großen Veranstaltungen und auch wenn die vielleicht nicht immer exzellent oder sehr gut oder manchmal auch vielleicht nicht mal gut sind, man manchmal vielleicht am Anfang auch so ein bisschen so denkt: Na schauen wir mal wie gut das dann wird. Einfach zu sehen, wie die Studierenden da ihr volles Potenzial dann ausschöpfen, über mehrere Lehrveranstaltungen hinweg und besser und besser und besser werden. Es ist wirklich ein total schönes Erlebnis und das motiviert mich halt immer wieder. Also vielleicht mehr Zeit zu investieren, als diese Zeit dann vielleicht in die Forschung zu stecken.


Lisa Baaske: Wie sieht denn gute Lehre für Sie aus?

Prof. Christopher Schlägel: Wenn ich an die Vorlesung denke, zeichnet sich für mich gute Lehre dadurch aus, dass man zum einen den Studierenden eine gewisse Struktur gibt, das heißt also sowohl innerhalb der Vorlesung, dass es gut durchstrukturiert ist, dass beispielsweise, dass man damit anfängt. Was sind eigentlich so die Hauptfragen für heute? Was wollen wir klären? Was sind die Learning Objectives und die Learning Outcomes? Aber auch, dass man das Semester hinweg den Studierenden dann relativ einen klaren Plan von Anfang an gibt und ihnen von Anfang an, halt sagt: Also was erwartet euch in den nächsten 14 Wochen? Welche Themen werden behandelt in diesen 14 Wochen? Und dass man halt auch möglichst jede Woche, die Praxisrelevanz aufzeigt, weil natürlich gibt es recht theoretische Teile einer Vorlesung, um erst mal die theoretischen Grundlagen klar zu machen, aber dann auch basierend auf aktuellen Ereignissen in der Unternehmenswelt halt aufzuzeigen, dass diese Theorien eine sehr große praktische Relevanz haben.

Lisa Baaske: In so einem Seminar oder auch einer Vorlesung treffen viele unterschiedliche Studierende aufeinander, mit unterschiedlichen Voraussetzungen, Erwartungen, Charakteren. Und bei uns als Internationaler Universität ja auch in verschiedenen Nationalitäten. Wie gelingt es Ihnen, für alle eine gute Lehrveranstaltung zu gestalten?

Prof. Christopher Schlägel: Ich bin mir nicht ganz sicher, ob mir das wirklich immer sehr, sehr gut gelingt. Aber da wirklich alle abzuholen, das ist teilweise recht schwierig. Ganz einfach, weil die Heterogenität der Studierenden zumindest in den Vorlesungen, die ich betreue, unheimlich groß ist. Beispielsweise in Crossculture Management sind es um die 150 Studierenden aus über 40 Ländern und ich bin da dann auch einfach ein Stück weit limitiert in den Beispielen, die ich bringen kann, basierend auf meiner Erfahrung und ich versuche, möglichst alle Regionen der Welt abzudecken, um möglichst viele Studierenden aus diesen unterschiedlichen Ländern abzuholen. Das gelingt mir aber nicht in jedem Fall. Beispielsweise habe ich relativ wenig Erfahrung, beispielsweise wenn es um Südamerika oder auch um Afrika geht. Eher mehr Erfahrung, wenn es um Asien geht und deshalb auch viele von meinen persönlichen Beispielen, die ich auch selbst erlebt habe, dann eher aus diesen Regionen stammen und teilweise zumindest das ist etwas was mit die Lehrevaluation zeigen oder ab und zu einmal zeigt der Kommentar von Studierenden, die aus diesen Regionen kommen, dass sie sich nicht so abgeholt fühlen oder waren ein bisschen zurückgesetzt. Ich versuche das aufzufangen, indem ich halt speziell nach Unternehmensbeispielen oder in den Unternehmensnachrichten schaue, dann in diesen Regionen, um dann ein bisschen eine Balance halt zu schaffen. Das gelingt aber leider nicht immer. Man merkt ja auch beispielsweise hier im Podcast, dass es nicht ganz einfach ist, weil bei der hohen Anzahl von internationalen Studierenden müssten wir eigentlich den Podcast quasi auch noch auf Englisch aufzeichnen.

Lisa Baaske: Ja, das ist richtig. Ja, das Thema Internationalität und Englisch, das beschäftigt uns auf jeden Fall auch immer viel. Ja, auf jeden Fall. Aber wir haben das Transkript auf Englisch am Ende, also wenigstens das haben wir da schon mal gelöst. Ja, wie anfangs gesagt, Sie hatten es ja auch schon angesprochen, dass Lehre und Forschung ja auch ineinandergreifen sollen, dass es auch Projekte bei Ihnen gibt. Was sind denn Ihre Erfahrungen? Ist das wirklich so? Funktioniert das?

Prof. Christopher Schlägel: Ich habe gerade in der letzten Woche angefangen, die Bachelorthemen für das nächste Semester zu überlegen oder auch schon zu Papier zu bringen. Und es gibt zum Beispiel einen Themenbereich, der mich sehr interessiert, aber seit Jahren will sich keiner der Studierenden damit beschäftigen. Das ist zum Beispiel, dass das Alter der Daten, die eigentlich in der internationalen Management- und international Business-Forschung genutzt werden. Weil basierend auf den Metaanalysen, die ich so durchführe, ist es nicht so, dass die Daten nur so drei, vier Jahre alt sind, sondern teilweise sehr, sehr viel älter. Das heißt 5, 6, 7, 10, 11, 12 Jahre, je nachdem, in welchem Bereich man in der Forschung halt guckt. Das heißt, dass viele der Forschungsergebnisse zu mindestens im Bereich International Business/ International Management, aber ich bin mir ziemlich sicher, auch in anderen Bereichen der Betriebswirtschaftslehre, basieren auf relativ alten Daten. Und diese alten Daten wurden ja erhoben oder auch diese Forschungsprojekte wurden durchgeführt, in Zeiten, wo die Umgebung eine sehr andere war, wo die Einflussfaktoren auf die Unternehmen anders war. Und deswegen ist dann manchmal fraglich, inwiefern wir Implikationen ziehen können für Forschung und Praxis aus diesen alten Daten. Und in der Recherche für dieses Thema in meinem Bereich, habe ich da keine Forschungspapiere gefunden. Deswegen finde ich es halt auch so spannend. Aber in der Medizin wurde sich damit schon mehr auseinandergesetzt und da zeigen ein paar Studien, dass es ungefähr 7 bis 8 Jahre braucht bis die Forschungsergebnisse dann wirklich Einzug halten in Lehrbücher bzw. in der Lehre.

Das ist jetzt sehr, sehr grob gefasst und das kann man in keinem Fall pauschalisieren. Das werden sehr viele Lehrstühle sehr viel schneller implementieren in ihrer Lehre, die neue Forschungsergebnisse haben. Aber man sieht, dass dann ein ziemlicher Unterschied ist noch oder scheinbar ist das so und deshalb denke ich, dass es sehr, sehr wichtig ist, dass vielleicht noch sehr viel stärker zu forcieren, dass die neuesten Forschungsergebnisse in der Lehre Einzug halten. Ich bin mir sicher, oder ich sehe das auch bei sehr vielen Kollegen, mit denen ich auch und vielleicht auch privat einfach mehr erzähle oder wo man mehr in Kontakt ist, dass die meisten es halt wirklich versuchen. Aber sowohl in der Forschung selber, dass die Daten teilweise wirklich ein bisschen älter sind, als sie das vielleicht sein sollten, als auch dann noch mal der Schritt von der Forschung in die Lehre rein. Das kann man vermutlich hier und da noch sehr viel besser machen und aktueller.

Lisa Baaske: Die nächste Frage könnte jetzt vielleicht etwas knifflig sein. Wenn Sie bei uns Student waren, erinnern Sie sich denn an Vorlesungen während Ihrer Studienzeit, die Sie selbst so gar nicht mochten oder auch positiv besonders geschätzt haben?

Prof. Christopher Schlägel: Ich fand die Veranstaltungen von Karl-Heinz Paqué an dem volkswirtschaftlichen Bereich super. Ich selber bin ja eher aus der Betriebswirtschaftslehre. Bei ihm war das so, dass jeder Satz auf dem Punkt war, inhaltlich und auch sprachlich. Und vielleicht weil ich so oft Wortfindungsstörungen habe oder auch der Satz mal nicht so endet, wie er eigentlich enden sollte, fand ich das total bewundernswert, aber auch inhaltlich. Er hatte zum Beispiel auch eine Vorlesung mit einem geschichtlichen Hintergrund und wie man sozusagen aus dieser Geschichte, dann halt auch für momentane Ereignisse halt lernen kann. Und gerade in dem momentanen Umfeld oder makroökonomischen Umfeld ist das halt sehr spannend und das fand ich unheimlich motivierend, oder? Also wirklich als eine Art Vorbild, wie so eine Vorlesung halt aussehen kann.

Es gab aber auch Vorlesungen, wo man unheimlich viel mitschreiben musste. Und selbst wenn man selber mitgeschrieben hat, dass einem wirklich die Finger weh taten danach, musste man sich danach immer noch zu dritt oder zu viert zusammensetzen, um dann wirklich den gesamten Inhalt der Vorlesung quasi zu Papier zu bringen. Das war in dem Moment sehr anstrengend. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das nicht am Ende des Tages auch das war, was am längsten hängengeblieben ist. Aber das waren die anstrengendsten Vorlesungen. Vorlesungen, die ich jetzt so gar nicht gut fand, kann ich mich nicht erinnern. Das war eher so am Anfang des Studiums. Vorlesungen, die mich eher so ein bisschen, nicht abgeschreckt haben, aber wo es so schnell in die BWL rein ging, gerade so in die Einführung in die Betriebswirtschaftslehre. Damals, wo der Dozent so schnell in die Thematik und so tief in die Thematik rein ging, dass ich mich innerhalb von 14 Tagen abgehängt gefühlt hab. Und das war so ein bisschen frustrierend. Da war auch ehrlich gesagt an dem Punkt, wo ich mir gar nicht so sicher war, ob ich das Studium weitermachen will. Und es ist eigentlich einem sehr guten Freund von mir zu verdanken, dass ich eigentlich jetzt hier sitze, denn der hatte damals schon ein Studium abgebrochen und hat dann gesagt, man muss auch manchmal einfach Sachen zu Ende machen. Ja, und dann habe ich eben versucht das so gut es geht hinzukriegen. Ich habe die Vorlesung übrigens nicht bestanden, also ich musste sie nochmal machen.

Lisa Baaske: Aber Sie haben es ja offensichtlich geschafft und das sehr weit sogar. Hand aufs Herz sind Sie denn als Student jemals bei einer Vorlesung eingeschlafen?

Prof. Christopher Schlägel: Nein, also an der Universität? Nein. Also Ich gehöre noch zu der Generation, daran merkt man auch, wie alt ich bin und der noch zur Bundeswehr musste oder wo das der leichtere Weg war. Bei der Bundeswehr bin ich sehr oft im Unterricht, den man hatte, eingeschlafen. Aufgrund des Schlafmangels und auch in jeglicher Position – im Stehen, im Sitzen. Also das, ja.

Lisa Baaske: Haben Sie denn schon mal gesehen, dass jemand bei Ihnen in der Vorlesung eingeschlafen ist?

Prof. Christopher Schlägel: Ähm, ich bin mir ziemlich sicher, dass ja, weil seit sehr vielen Jahren der Kommentar in Evaluationen kommt, dass ich eher monoton spreche. Das ist halt auch wirklich so, dass wenn ich mich stärker konzentrieren muss oder mich stärker konzentriere, dass ich dann wirklich etwas monoton spreche. Ich versuche das zu ändern und versuche es etwas euphorischer auch in den großen Lehrveranstaltungen. Also ich glaube, in den Seminaren oder auch in den Scientific Projects gelingt mir das ganz gut. In den großen Vorlesungen muss ich da nach wie vor an mir arbeiten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass da schon mal jemand eingeschlafen ist.

Lisa Baaske: Haben Sie denn das Gefühl, dass sich die Lehre verändert? Wir haben nun einige Corona Semester erlebt, die zum Beispiel digitale Lösungen erfordert haben, etwas, was auch jetzt sinnvoll ist und genutzt werden kann?

Prof. Christopher Schlägel: Gerade gestern oder über das gesamte Semester hinweg, ist das eigentlich eine Frage, die mich stark umtreibt, weil wir in den großen Veranstaltungen, heißt 100, 150, 200 Studierende sind eigentlich angemeldet für die Abschlussprüfung. Ganz ehrlich, im Hörsaal sitzen momentan 20 bis 30 und das ist sehr ernüchternd, man könnte auch sagen frustrierend. Und wir finden auch als Lehrstuhl noch keine gute Lösung dafür.

Warum ist das so? Also das ist halt so, denn wir bieten die Vorlesung quasi auch live als Video an über Zoom und wir zeichnen sie auch auf und stellen danach das Video auch bereit. Das Nutzen hat scheinbar der überwiegende Teil der Studierenden. Das war aber eigentlich nicht die Idee dahinter. Wie gesagt, wir haben sehr viele internationale Studierende und bis jetzt gab es beispielsweise für die chinesischen Studierenden auch noch Probleme, sozusagen zeitnah dann in Magdeburg zu sein. Und gerade dieses Jahr haben pakistanische Studierende ganz viele Probleme, das Visa zu bekommen. Das heißt, wir haben auch eine relativ große Anzahl von Studierenden, die es einfach nicht pünktlich zum Semesterstart nach Magdeburg schaffen. Und dann ist es nach diesen zwei Jahren an Erfahrung ein Leichtes für uns, das Video aufzunehmen oder das Video halt auch auf live zu stellen.

Aber es nutzen dann halt auch sehr viele Studierende, um halt gar nicht mehr in den Hörsaal zu kommen. Und das war eigentlich nicht unsere Idee dahinter, sondern eigentlich ist unsere Idee dahinter, dass wir wollen ja eigentlich jedem Studierenden ermöglichen, in seiner eigenen Geschwindigkeit zu lernen und beispielsweise sich das Video noch mal anzuschauen, bestimmte Stellen des Videos sich noch mal anzuschauen, um in Ruhe mitschreiben zu können oder noch mal Ergänzungen zu machen bei den Mitschriften. Oder auch, wie es manche Studierende mir erklärt haben, dass wenn ich so monoton rede, dann ist es total super, dass man mich auf 1,25 stellen kann bei der Geschwindigkeit und das ist dann nicht ganz so langweilig und nicht ganz so monoton, wenn ich rede. Aber das führt dazu, dass der Hörsaal leer ist. Und das ist nicht gut, denn ich versuche es ja. Und vielleicht auch noch als Ergänzung: Was macht gute Lehre aus?

Ich versuche es natürlich auch möglichst interaktiv zu halten und nicht einfach nur 90 Minuten meine Zuhörer zu beschallen und Fragen zu stellen, zu interagieren oder auch im besten Fall zu diskutieren. Und auch gestern habe ich bestimmt fünf, sechs Mal Fragen an die Anwesenden gestellt und es kam gar nichts zurück. Und das macht keinen Spaß. Und wir überlegen, wie wir das in den nächsten Semestern halt machen. Ich will da eigentlich nicht wieder hin zurück. Ich finde, das ist eigentlich eine gute Sache, auch mit den Videoaufzeichnungen. Aber wenn die Studierenden das so nutzen, wie sie es jetzt nutzen, dann weiß ich nicht, ob wir das in Zukunft wirklich so noch machen können. Bei den Studierenden geht auch ein wesentlicher Teil eigentlich verloren. An der Lehre, in den Veranstaltungen mit den Lehrenden zu interagieren, Fragen zu stellen, auch Beispiele zu diskutieren, um nicht einfach nur die Theorie zu haben, sondern auch diese Theorie möglichst auch sofort gleich in der Vorlesung anbieten zu können. Auch in diesen relativ großen Veranstaltungen.


Lisa Baaske: Ja, das ist schön, dass Sie das zur Verfügung stellen quasi. Aber ich kann mir das auch vorstellen. Ich glaube, das hätte mir als Studentin auch sehr geholfen. Aber es ist natürlich blöd, wenn Sie dann quasi vor einem leeren Hörsaal sitzen. Vielleicht findet sich ja da noch eine passende Lösung. Was war bisher das schönste Erlebnis in Ihrer Zeit als Dozent?

Prof. Christopher Schlägel: Die schönsten Erlebnisse sind eigentlich wirklich, dass man auch über viele Jahre noch den Kontakt zu ehemaligen Studierenden oder den Absolventen hat. Und das nicht nur über die Alumni Vereine, sondern auch auf einer persönlichen Ebene oder auch wenn man auch nach vielen Jahren noch Absolventen beispielsweise dann als Gastredner in Vorlesungen begrüßen kann. Was übrigens auch eine wichtige Komponente, finde ich, ist es, der Lehre diesen Bezug zur Praxis zu haben über Gastvorträge. Ich erinnere mich zum Beispiel an einen Studierenden, den habe ich in Magdeburg betreut, bei der damals Masterthesis und sowohl in Magdeburg als auch bei einem Double Degree Programm. Ich glaube, das war in Australien. Der hat dann über viele verschiedene Stationen in einem Unternehmensberatungsbereich bzw. Wirtschaftsprüfungsbereich, über mehrere Länder und mehrere Unternehmen hinweg, war er immer wieder bei Gastvorträgen sowohl in Magdeburg als auch dann später in den Niederlanden. Und ich hoffe auch, dass er jetzt dann mal wieder vorbeikommt und das macht einfach Spaß, diesen Kontakt zu halten und auch zu sehen, wohin sich die Leute entwickeln, welchen Weg sie gehen.

Und natürlich auch, wenn man manchmal auch nach mehreren Jahren so das Feedback bekommt: „Mensch, vielen Dank noch mal, dass du damals so unkompliziert die Abschlussarbeit zusammen mit einem Unternehmen oder so betreut hast. Das war wirklich so mein Einstieg ins Unternehmen oder in die Arbeitswelt. Und das hat es sehr viel leichter gemacht.“ Und das sind echt schöne Momente. Die sind zwar selten, denn irgendwann verläuft es sich dann halt. Aber so einmal pro Jahr oder so, wenn das dann da ist, das ist auch wirklich etwas, was für mich so die Motivation auch für eine lange Zeit, auch noch mal so ein Push sozusagen, gibt. Und wo man sich so sagt, Mensch, da sind die Stunden, die du da so investierst in die Überarbeitung der Sachen sind halt nicht umsonst, denn oftmals ist das Feedback der Studierenden leider gar nicht existent, also zu mindestens bei uns an der Fakultät. Aber das ist jetzt kein Problem der Fakultät, sondern das habe ich auch in den Niederlanden, Groningen und Maastricht gesehen, dass die Studierenden an den Evaluationen leider viel zu wenig teilnehmen.

Und wenn man da halt so Raten von 10, 20, 30 Prozent hat, von Feedback der Studierenden, dann ist das sehr wenig und die Studierenden sollten es viel mehr nutzen. Also nicht nur das quantitative Feedback im Sinne von „so schätze ich jetzt diese Vorlesung ein“ auf einer Notenskala, sondern auch das qualitative Feedback, also auch wirklich mal die Kommentarfelder nutzen zu sagen, das ist etwas, was mir besonders gut gefallen hat. Das ist etwas, was man verbessern kann. Das ist etwas, was es mir eher schwer gemacht hat. Gerade bei den großen Veranstaltungen ist man halt nicht so richtig nahe dran an den Studierenden. Egal wie viel man halt fragt in der Vorlesung oder auch am Ende der Vorlesung: Wie war's? Hat es euch gefallen? Was kann man anders machen? Es kommt da sehr wenig zurück und die Evaluationen dadurch, dass sie anonymisiert sind, sollten viel mehr Studierende nutzen, um einen Eindruck davon zu geben, was funktioniert und was funktioniert nicht so gut. Und was sind vielleicht Möglichkeiten, um es besser zu machen?

Lisa Baaske: Vielleicht sollten wir das hier als Appell nutzen. Liebe Studierende, bitte gebt Feedback, dann so kann auch nur die Lehre sich verbessern und das ist sehr wahrscheinlich im Interesse von vielen. Dann sind wir tatsächlich aber auch schon bei der letzten Frage angekommen. Zum Schluss geben Sie vielleicht noch einen kleinen Ausblick: Was würden Sie denn gerne in Forschung und Lehre noch erreichen?

Prof. Christopher Schlägel: Das geht wieder ein Stück weit Hand in Hand und was ich mir lange vorgenommen habe und wo es halt einfach auch mal schwierig ist von der Zeit her. Ich würde gerne eine Art Lehrbuch zu Metaanalysen im Bereich der Managementforschung schreiben. Es gibt verschiedene exzellente Lehrbücher, aber die fokussieren immer sehr stark auf die statistische Komponente, bei der Metaanalyse beginnt es aber bereits schon bei der Literatursuche, dem Codieren der Studien und in vielen Entscheidungen, die auf diesen Weg hin, eh man dann überhaupt die Statistik rechnen kann. Und da sind manchmal die Fallstricke an Stellen, wo man sie gar nicht vermutet. Und da ich jetzt Seminare und Vorlesungen, Abschlussarbeiten in diesem Bereich seit über zehn Jahren anbiete und durch vielen Fragen auch der Studierenden, konnte ich da einfach unheimlich viel lernen über die Zeit.

Und es ist jetzt an der Zeit, dass ich so denke, dass ich das eigentlich gern in Buchform zu Papier bringen würde. Und das wäre dann ein Projekt, wo ich mich wirklich sehr, sehr freuen würde, wenn ich das demnächst machen könnte, weil auch gerade die künstliche Intelligenz einen unheimlich starken Einfluss auf diesen Bereich halt hat. Das beginnt schon bei der Literatursuche, so dass es Tools gibt, von denen man von vor fünf Jahren gar nicht träumen konnte. Dass sie es einem so einfach oder relativ einfach halt machen, wenn man es richtig anwendet, die richtige Literatur zu suchen oder auch die aus der Literatur, die man dann identifiziert hat, noch mal die richtigen Studien herauszufinden, die dann wirklich aus den thematisch passen, wo der eigene Prozess, in dem man das von Hand macht, wirklich sich sehr gut ergänzt mit den Tools, die jetzt in der künstlichen Intelligenz zur Verfügung stehen.

Lisa Baaske: Okay, dann drücke ich auf jeden Fall die Daumen, dass das bald funktioniert mit dem Lehrbuch. Klingt auf jeden Fall super spannend. Damit sind wir schon am Ende angekommen. Vielen lieben Dank, dass Sie da waren. Auch vielen Dank an Sie da draußen fürs Zuhören. Wenn Sie Anregungen, Themen, Wünsche, Lob oder Kritik haben, immer her damit an und hören Sie auch gern nächsten Monat wieder rein. Da sind wir mit einer neuen Folge unseres Wissenschaftspodcast zurück.

Bis dahin bleiben Sie gesund.

Prof. Christopher Schlägel:Vielen Dank!

Outro-Stimme: In die Uni rein gehört der Podcast zur Arbeitswelt, an der OVGU

Letzte Änderung: 22.01.2024 - Ansprechpartner: Webmaster