#22: Wie sieht die UB der Zukunft aus?

Was haben Sie vor Augen, wenn Sie an eine Bibliothek denken? Viele alte Bücher und lange Gänge? Aber wie sieht denn wohl eine Bibliothek der Zukunft aus? Wird es wohl irgendwann keine Bücher mehr in Bibliotheken geben und wir lesen alles nur noch mit E-Readern? Klar ist: Unsere Universitätsbibliothek steht vor einer großen Transformation und auch baulich wird sich schon diesen Sommer einiges tun. Im Podcast spricht die stellvertretenden Leiterin der UB, Dr. Christine Lücke, über die anstehenden Veränderungen, darüber, wie Digitalisierung in einer Bibliothek aussieht und vieles mehr.

Heute zu Gast:

Dr. Christine Lücke ist seit August 2022 die stellvertretende Leiterin der Universitätsbibliothek. Sie begann 2007 ihr VWL Studium in Magdeburg und ist der Stadt und der Uni seitdem treu geblieben. Ihre Hauptaufgabe ist die Öffentlichkeitsarbeit der UB und die Leitung der Fachreferentinnen und Fachreferenzen, welche die Auswahl der Medien für die jeweiligen Fachgebiete bestimmen. Sie kümmert sich aber auch, wie passend in diesem Jahr, um Bauangelegenheiten. Aktiv den Wandel des Bibliothekswesens hin zur Digitalisierung zu gestalten findet sie aufregend.

 

English version

We have translated the transcription of the podcast into English for you - you can read the conversation in English here. Unfortunately, the audio file is only available in German.

 

 

Der Podcast zum Nachlesen


Introstimme: In die Uni reingehört. Der Podcast zur Arbeitswelt an der OVGU.

Lisa Baaske: Ihr Lieblingsort an der Uni?

Dr. Christine Lücke: Mein Lieblingsort an der Uni ist die Primo Kaffeebar im Gebäude 22, da gibt es guten Cappuccino.

Lisa Baaske: Ihre Arbeit in drei Worten.

Dr. Christine Lücke: Wandel, Flexibilität und Kommunikation.

Lisa Baaske: Mensa oder Pausenbrot?

Dr. Christine Lücke: Eindeutig Mensa. Vor allem, wenn es Wurstragout gibt.

Lisa Baaske: Oh, nicht das Käseschnitzel?

Dr. Christine Lücke: Nein, das Wurstragout tatsächlich!

Introstimme: In die Uni reingehört. Der Podcast zur Arbeitswelt, an der OVGU.

Lisa Baaske: Wenn ich mir eine Bibliothek vorstelle, dann denke ich an viele alte Bücher, lange Gänge, Stille und auch an überall verteilte Studierende, die eifrig lernen, Hausarbeiten schreiben oder heimlich ihre illegal mit geschmuggelten Snacks knabbern. Und wenn es doch mal zu laut wird, dann hört man von irgendwo „Psst!“.

Aber wie sieht denn wohl eine Bibliothek der Zukunft aus? Wird es wohl irgendwann keine Bücher mehr in Bibliotheken geben und wir lesen alles nur noch mit E-Readern?

Klar ist: Unsere Universitätsbibliothek steht vor einer großen Transformation und auch baulich wird sich schon diesen Sommer einiges tun.

Mein Name ist Lisa Baaske. Ich arbeite bei der Pressestelle der Uni und ich spreche heute mit der stellvertretenden Leiterin der UB, Dr. Christine Lücke, über die anstehenden Veränderungen, darüber, wie Digitalisierung in einer Bibliothek aussieht und vieles mehr.

Herzlich willkommen!

Dr. Christine Lücke: Hallo, danke schön.

Lisa Baaske: Ich hatte es ja schon angekündigt. Veränderungen stehen an und das zu einem passenden Zeitpunkt, denn die UB feiert dieses Jahr 20-jähriges Jubiläum. Was genau ist denn jetzt dieses Jahr geplant?

Dr. Christine Lücke: Bei uns ist tatsächlich eine ganz große Sache geplant. Bei uns steht eine Baumaßnahme vor der Tür. Das Dach wird saniert und auch der Innenraum ausgebaut. Das ist wirklich ein ganz, ganz großes Projekt für uns. Betrifft auch alle Kolleg*innen im Haus, viele Bereiche der Universität, sodass das etwas ist, worauf wir uns sehr, sehr freuen. Was dann aber auch dazu führt, dass die Feierlichkeiten noch mal ein bisschen verschoben werden müssen.

Lisa Baaske: Welche Bereiche der Uni betrifft das noch so?

Dr. Christine Lücke: Auf jeden Fall Bau, natürlich. Und alle die, die bei uns gerne ausstellen möchten, zum Beispiel. Wir haben auch teilweise Lehre, die bei uns im Gebäude stattfindet. Das ist dann auf jeden Fall auch mit Einschränkungen leider verbunden.

Lisa Baaske: Ist dann eine Bibliothek, wie wir sie kennen, mit vielen Büchern, engen Gängen und einigen Sitzplätzen, wie ich es am Anfang beschrieben habe, heute noch zeitgemäß?

Dr. Christine Lücke: Ich glaube schon, dass es Nutzende gibt, die das suchen. Ich glaube aber auch, dass es viele Nutzende gibt, die andere Anforderungen haben an eine Bibliothek.

Früher war es tatsächlich so, dass eine Bibliothek so ein bisschen das Wissensmonopol hatte. Wenn man ein Buch ausleihen wollte, was lesen wollte, dann musste man zum Buch hin - in die Bibliothek. Heutzutage müssen die Nutzenden das nicht mehr und das ist auch okay. Die kommen auch teilweise deswegen gar nicht mehr zu uns in die Bibliothek.

Das heißt dann aber auch, dass diejenigen, die zu uns kommen, aus anderen Gründen zu uns kommen. Die suchen Lernraum und dafür braucht man dann durchaus schon ein paar Sitzplätze. Von daher würde ich sagen, dass eine Bibliothek durchaus immer mit Regalen, mit Büchern verbunden ist. Aber eine Bibliothek, die nur das bietet, ist wahrscheinlich nicht mehr zeitgemäß.

Lisa Baaske: Inwiefern spielt denn bei der Transformation der UB die Digitalisierung eine Rolle? Also wie funktioniert Bibliothek im Zeitalter der Digitalisierung?

Dr. Christine Lücke: Die Digitalisierung spielt auf jeden Fall eine ganz große Rolle darin, wie wir funktionieren. Verschiedene Medien sind digital verfügbar. Auch retrospektiv wird sehr, sehr viel digitalisiert. Das wirkt sich dann ganz stark darauf aus, wie wir funktionieren. Und ich glaube, dass eine Bibliothek im Zeitalter der Digitalisierung auf jeden Fall breiter aufgestellt ist als früher.

Auf der anderen Seite muss man aber auch sagen, dass vermutlich einige Bibliotheken in ihren Geschäftsgängen immer noch stark am klassischen Printerwerb ausgerichtet sind.

Im täglichen Geschäft ist es aber durchaus so, dass mittlerweile die elektronischen Medien eine viel, viel größere Rolle spielen. Wir erwerben eBook-Pakete, eBooks, elektronische Zeitschriften, Datenbanken und nicht auch zuletzt transformative Verträge spielen eine ganz große Rolle. Dafür geben wir mittlerweile ungefähr 90 % unseres Etats aus. Das wirkt sich dann auch auf die Nutzung natürlich aus. Wir sehen schon seit einer ganzen Zeit, eigentlich schon seit mehr als zehn Jahren, dass die Printzahlen bzw. die Ausleihen von Printtiteln rückläufig sind. Bei den elektronischen Medien ist natürlich das Gegenteil der Fall. Die werden immer stärker genutzt.

Das heißt dann aber auch im Haus, dass die Anfragen anders sind als früher. Wir helfen immer seltener Studierenden am Regal aus, ein Buch zu finden. Dafür kommen andere Fragen so was wie: Wie finde ich denn das eBook? Wie funktioniert das mit der Datenbank? Wie ist das mit Citavi?

Das sind so Fragen, die bei uns jetzt auf jeden Fall viel, viel weiter vorne stehen als früher.

Auch intern ändert sich tatsächlich einiges in unseren Prozessen im Hintergrund. Was früher die Bestandspflege am Regal war, passiert jetzt hinter einem Monitor. Das ist vielleicht sogar mittlerweile wichtiger. Auf jeden Fall aber auch aufwendiger geworden, muss man ganz klar sagen.

Was sich auch ändert ist, wie wir Forschende unterstützen. Es ist natürlich immer wichtig, Inhalte bereitzustellen. Das wird immer für uns ein wichtiges Thema sein. Es kommt aber auch noch viel mehr dazu. Beispielsweise im Publikationsprozess zu unterstützen. Also da ändert sich wirklich eine ganze Menge im Vordergrund und auch im Hintergrund.

Lisa Baaske: Zugespitzt gefragt, das hatte ich ja auch schon am Anfang erwähnt: Wird dann eine Bibliothek einfach irgendwann keine Bücher mehr enthalten, sondern nur noch PDF-Dateien?

Dr. Christine Lücke: Ich glaube tatsächlich nicht. Ich glaube schon, dass eBooks und gedruckte Bücher zu einem gewissen Grad Substitute sind, aber auch eben nur zu einem gewissen Grad. Es wird immer bibliophile Nutzer geben, die das gedruckte Buch in der Hand haben möchten, dieses haptische Erlebnis haben möchten. Von daher gehören Bücher in eine Bibliothek zweifelsohne dazu. Aber es kommt sicherlich auch auf die Medienart drauf an: Lehrbücher oder Bücher, die man so klassischerweise von Anfang bis Ende durchliest, Romane, werden immer in der Bibliothek benötigt werden, als Printbuch vielleicht dann eben nicht nur als Printbuch, sondern zusätzlich als Printbuch.

Lisa Baaske: Gibt es eigentlich Zahlen? Also werden mehr PDF-Dateien genutzt oder mehr Bücher ausgeliehen? Können Sie das sagen?

Dr. Christine Lücke: Das ist ein bisschen schwierig in Zahlen zu fassen.

Wir hatten letztes Jahr knapp über 30.000 Ausleihen von Büchern. Unsere Nutzungen elektronischer Ressourcen sind dann eher schon im oberen sechsstelligen Bereich.

Aber es ist immer ein bisschen schwer zu vergleichen, weil das eine sich wirklich auf alle elektronischen Medien bezieht, inklusive Zeitschriften, das andere auf Ausleihen vor Ort.

Was man aber tatsächlich sieht, ist, dass die Schere so ein bisschen auseinander geht.

Also die elektronischen Nutzungen nehmen immer mehr zu, die von gedruckten Büchern nehmen immer mehr ab.

Lisa Baaske: Neben der Digitalisierung ist natürlich auch Nachhaltigkeit ein großes Thema der heutigen Zeit. Wie nachhaltig kann eine Bibliothek denn sein?

Dr. Christine Lücke: Schwierig tatsächlich. Obwohl wir wirklich viel mit elektronischen Medien zu tun haben, haben wir schon klassischerweise recht viel mit Papier immer noch zu tun. Was wir aber machen können, ist unsere internen Prozesse umstellen.

Da ist vieles, was papiergebunden ist, was dann eher hin zu digitalen Workflows wandern kann. Ist auch tatsächlich etwas, was wir aktiv machen.

Wir konnten jetzt in letzter Zeit zum Beispiel einen digitalen Bestandspflegezettel etablieren. Der war vorher auf Papier gebunden und das funktioniert jetzt, wenn man möchte, wirklich auch schön papierlos. Da gibt es aber sicherlich noch Luft nach oben, muss man zugeben.

Auf der anderen Seite haben wir jetzt durch die Baumaßnahmen eine Möglichkeit, da mehr zu machen. Durch die Dachsanierung kommen PV, also Photovoltaik Module aufs Dach, sodass dann auch Strom aus regenerativen Ressourcen gewonnen wird, was eine ganz tolle Sache ist.

Zusätzlich sehen wir natürlich oder geben uns alle Mühe, dass Materialien nachgenutzt werden, die schon vorhanden sind in der Bibliothek und auch neue Elemente, die hinzukommen, sollen möglichst nachhaltig sein. Ein Beispiel sind die akustischen Baffeln, akustische Elemente, die hinzukommen, damit der Lärmschutz ein bisschen besser wird, es ein bisschen leiser im Gebäude wird. Die sind aus nachhaltigen Materialien und da freuen wir uns sehr.

Lisa Baaske: Das klingt auf jeden Fall sehr fantastisch. Es gibt Pläne, dass die UB eher ein Platz für New Work werden soll. Was genau kann ich mir denn darunter vorstellen?

Dr. Christine Lücke: New Work, das heißt ganz viel Verschiedenes.

Das heißt: dynamisches Arbeiten, das heißt Kollaboration, das heißt Flexibilität.

Das sind klassischerweise Dinge, die man nicht in der ersten Sekunde mit einer Bibliothek tatsächlich in Verbindung bringt. Es sind aber Dinge, die sehr, sehr stark nachgefragt werden bei uns tatsächlich. Ich habe ja gesagt, wir sehen, dass bei uns die Ausleihzahlen für gedruckte Bücher rückläufig sind. Was überhaupt nicht rückläufig ist, ist die Anzahl an Nutzenden in dem Haus.

Also unser Haus ist praktisch auch in der Prüfungszeit immer voll. Das wird auf keinen Fall weniger. Ich weiß gar nicht, ob die Universitätsbibliothek so sehr ein Ort für New Work werden soll oder ob sie das nicht eigentlich schon längst ist. Wir sind da tatsächlich auch wirklich sehr agnostisch.

Wir beobachten die Bedürfnisse, die Bedarfe und passen uns dann da entsprechend an. Was wir auf jeden Fall jetzt schon beobachten, ist, dass Studierende sich verschiedene Orte suchen zum Lernen. Die sitzen am Fußboden vor der Heizung, suchen sich Orte mit denen wir gar nicht gerechnet hätten, um dort zusammenzusitzen in kleineren Gruppen.

Wir haben ja unsere Tages-Carrels, die sind eigentlich für Einzelpersonen gedacht. Da sehen wir auch öfter zwei, drei Leute drin, weil die das einfach brauchen, weil der Bedarf da ist.

Generell: unsere Tages-Carrels, die sind auch superschnell ausgebucht in der Prüfungszeit, teilweise wirklich schon innerhalb weniger Minuten nach Öffnung, sind die komplett sozusagen ausverkauft, wenn man möchte.

Das heißt, da ist wirklich ein unglaublich hoher Bedarf da, eine hohe Nachfrage. Und dieser Nachfrage möchten wir im Zuge der Baumaßnahmen gerechter werden.

Lisa Baaske: Und wie soll das dann aussehen?

Dr. Christine Lücke: Ich glaube, am Ende geht es darum, dass den Nutzenden für die verschiedenen Bedürfnisse, die sie haben, die sich von Tag zu Tag tatsächlich auch innerhalb eines Tages ändern können, dass wir den dafür verschiedene Settings bieten können. Sei es vom klassischen Büroarbeitsplatz, wie man ihn kennt: Schreibtisch und Stuhl. Hin zu einem Steharbeitsplatz, zu einem Lehn- oder Liegearbeitsplatz, zu Computerarbeitsplätzen. Dass es da einfach eine breitere Anzahl an Möglichkeiten gibt.

Was auch geplant ist, sind verschieden große, sozusagen frei zugängliche Besprechungsräume, wo man sich dann zwischen den Vorlesungen mal informell treffen kann, sich austauschen kann. Und indem wir immer mehr solcher Möglichkeiten bieten, differenzieren sich dann auch wieder leise Bereiche raus, in denen man alleine arbeiten kann, in denen man ruhiger arbeiten kann, sodass dann wirklich den verschiedenen Bedürfnissen hoffentlich Rechnung getragen wird.

Lisa Baaske: Das klingt auf jeden Fall sehr spannend und irgendwie sehr schön und man freut sich direkt drauf, wenn es soweit ist. Sie hatten ja jetzt schon unterschiedliche Umbaumaßnahmen angesprochen. Vielleicht können Sie jetzt noch mal kurz zusammenfassen, was so die größeren Umbaumaßnahmen sind und vielleicht auch, was der zeitliche Rahmen dafür ist.

Dr. Christine Lücke: Sehr gerne. Also es fängt jetzt tatsächlich sehr bald an, in den nächsten Wochen tatsächlich. Und dann sich über ganz 2023 erstrecken. Wir haben zwei größere Themen oder zwei größere Komplexe, die dabei angegangen werden. Das eine ist die Dachsanierung, fangen wir mal mit der an. Wer so ein bisschen mit offenen Augen durch unser Gebäude geht, der weiß, dass es da gerne an den unterschiedlichsten und kuriosesten Orten Mülleimer gibt. Das liegt daran, dass wenn es regnet, das Wasser bei uns ins Dach eindringt, sich an verschiedenen Stellen sammelt und dann ein bisschen zeitverzögert wieder ausdringt. Also ein bisschen platt formuliert: es regnet rein.

Dafür sind dann die Mülleimer da. Von daher sind wir sehr, sehr froh, dass jetzt diese Dachsanierung passiert und das mit Photovoltaik Modulen verbunden ist.

Der zweite große Punkt ist Innenausbau. Genau. Wir gestalten verschiedene Bereiche in der UB um. Und die ersten Veränderungen kann man tatsächlich auch schon sehen. Also im Zuge der Vorbereitung dieser Baumaßnahme haben wir beispielsweise alle unsere Zeitschriften und Zeitungen einmal zentral, schnell erreichbar, einfach zugänglich im Erdgeschoss aufgestellt. Genau das gleiche mit den Semestern Apparaten, die vorher so ein bisschen verteilt waren. Im Zuge der Baumaßnahme, gibt es dann verschiedene neue Lösungen, die eingefügt werden. Raum-in-Raum-Lösungen, größere und kleinere Besprechungsräume. Ein Eltern-Kind-Zimmer kommt, darauf freue ich mich sehr, verschiedene Leseinseln. Für unsere Sammlung gibt es neuen Bereich - für unsere großen und kleinen Schätze, die wir sozusagen haben. Und für unsere Kolleg*innen im Haus gibt es neues Teambüro.

Lisa Baaske: Da kann man sich auf jeden Fall freuen.

Dr. Christine Lücke: Auf jeden Fall.

Lisa Baaske: Passend dazu, wir nehmen diesen Podcast am 16. März auf, sind ja auch gestern Mails in die Postfächer von Studierenden und Mitarbeitenden geflattert, nämlich dass im Mai umgebaut wird und dass die UB geschlossen wird.

Was genau wird gemacht? Also das Dach saniert, glaube ich. Und ist eigentlich danach noch mal geplant, dass die UB länger geschlossen wird?

Dr. Christine Lücke: Genau. Also: wir müssen die UB leider schließen für den Gerüstaufbau. Das heißt vom 15. bis 26. Mai kommen Gerüstbauer. Da ist die UB einmal wirklich komplett für die Nutzerverkehr geschlossen. Die bauen das Gerüst auf und danach wird dann das Dach saniert. Sobald das Gerüst steht, sind wir aber tatsächlich wieder offen. Es wird sicherlich lauter im Gebäude werden, da muss man glaube ich auch ganz ehrlich sein.

Während das Dach saniert wird und auch die Innenausbauten stattfinden, werden wir zugänglich sein, werden wir geöffnet sein. Aber es wird sicherlich, allein in Sachen Lautstärke Einschränkungen geben. Wir probieren die Schließzeit tatsächlich so gering zu halten, wie es nur geht. Beim Gerüstbau ging es jetzt nicht anders. Da wurde auch tatsächlich bewusst ein Zeitraum gewählt, der erfahrungsgemäß einer ist, in dem wir weniger frequentiert sind. Das ist jetzt nicht ganz am Anfang des Semesters, es ist auch nicht zur Prüfungszeit, sondern Mitte Ende Mai. Da ist jetzt auch noch mal Christi Himmelfahrt dazwischen, sodass wir da hoffentlich einen ganz guten Zeitraum gewählt haben. In der Zeit, in der wir geschlossen sind, kann man natürlich nach wie vor unser umfangreiches elektronisches Angebot nutzen. Und na ja, dank Corona sind wir so ein bisschen erfahren darin, wie eine Bibliothek auch geschlossen funktionieren kann.

Das heißt, dass wir auch für die Bedarfe, die nach Printmedien da sind, immer noch Lösung finden werden. Und da können wir, wie gesagt, auf die Erfahrung von Corona zurückgreifen. Vermutlich, oder sehr, sehr, sehr wahrscheinlich, wird es auch noch mal eine zweite Schließphase geben, nämlich dann, wenn das Gerüst wieder abgebaut wird. Wann das ist, weiß man noch nicht genau. Aber auch dann werden wir wieder über den Verteiler vermutlich informieren.

Lisa Baaske: Auf welche baulichen Veränderungen freuen Sie sich dann am meisten? Ich hatte ja auch gesehen, dass zum Beispiel auch die Terrasse verändert werden soll. Das fand ich auch sehr hübsch.

Dr. Christine Lücke: Tatsächlich gut getroffen, die Terrasse. Ich gebe manchmal auch im Rahmen des Fachreferats Führungen und da hebe ich mir immer die Terrasse ganz zum Schluss auf. Zum einen, weil die ganz oben ist. Das bietet sich dann an, damit aufzuhören. Zum anderen ist das so ein kleines Highlight. Es ist immer so ein kleiner Wow-Effekt. Ich glaube, ganz, ganz viele wissen gar nicht, dass wir a) eine Terrasse haben und b) dass man da auch tatsächlich drauf darf, dass man die betreten darf. Und ich glaube, nach der Baumaßnahme ist das kein kleiner, sondern großer Wow-Effekt. Und da freue ich mich schon auf jeden Fall drauf.

Lisa Baaske: Was genau soll verändert werden? Vielleicht können Sie ja schon mal ein bisschen spoilern.

Dr. Christine Lücke: Also es soll zum einen grüner werden, es soll mehr schattige Plätze geben, mehr Sitzplätze, sodass es da mehr Möglichkeiten gibt und wahrscheinlich auch ein bisschen größer, tatsächlich.

Lisa Baaske: Ich freue mich drauf, die Terrasse zu besuchen. Also offensichtlich stehen ja dieses Jahr sehr große Veränderungen bevor. Wie wird es denn da funktionieren, alle dabei mitzunehmen, also zum Beispiel auch die Mitarbeitenden und Studierenden?

Dr. Christine Lücke: Ist tatsächlich eine Herausforderung. Ich glaube, für die Studierenden bietet diese Umbaumaßnahme am Ende des Tages mehr Möglichkeiten. Man hat mehr Möglichkeiten, zusammen zu arbeiten. Es ist mehr ein Raum für Begegnung, zum Austausch. Auf der anderen Seite differenzieren sich auch wieder leise Bereiche raus. Unsere klassischen Flagship Services wie die Carrels, die bleiben nach wie vor erhalten. Und auch die Nutzer*innen, die noch sozusagen die klassischen Bedarfe haben, die eine klassische Bibliothek sich wünschen, auch die glaube ich, kommen noch auf ihre Kosten mit vollen Regalen. Auch das wird es natürlich weiterhin geben. Für unsere Mitarbeitenden stellen die Veränderungen, die anstehen, zum einen baulich und auch durch die Digitalisierung sicherlich eine Herausforderung, dar. Und da ist es dann an uns, das Ganze durch ganz viel Transparenz, durch ganz viel Kommunikation zu begleiten und tatsächlich auch Nutzen aufzuzeigen.

Für unsere Mitarbeitenden ergibt sich auch mehr Flexibilität. Wir statten gerade ganz, ganz viele Kolleginnen mit Laptops aus und mit dem neuen Teambüro, gibt das auf jeden Fall noch mal neue Möglichkeiten. In dem Zuge überprüfen wir auch noch mal Prozesse, so dass unsere Abläufe auch noch mal schlanker werden. Was sicherlich noch eine Herausforderung ist, wo wir, glaube ich, auch noch nicht die finale Lösung gefunden haben, ist, dass gerade auch durch die Digitalisierung, wir nicht unbedingt alle positiven Erlebnisse der Nutzer miterleben, wie wir das früher hatten. Also früher hatten wir das einfach, dass die Nutzenden zu uns ins Haus kommen mussten, um ein Buch auszuleihen. Wir sind mit ihnen mehr ins Gespräch gekommen, im Zweifel und haben ja, dieses Erfolgserlebnis, dass man das bekommen hat, was man gesucht hat, miterlebt.

Das ist jetzt mit den e-Medien sicherlich schwieriger. Es gibt noch diese positiven Erlebnisse, die gibt es mehr als genug, aber die passieren sozusagen nicht mehr in der Bibliothek. Also ein klassisches Beispiel wäre: Ein Studierender wird nachts um zwei am Tag der Prüfung munter und überlegt „Oh Gott, wie war denn das nochmal mit der und der Aufgabe?“. Er kann natürlich nicht in die Bibliothek kommen. Kann aber das eBook öffnen, macht den Laptop auf, klappt ihn auf und kann dann noch mal ganz in Ruhe, von wo er möchte, wann er möchte oder sie möchte darauf zugreifen. Das ist natürlich ein toller Service, den wir da bieten. Das Ganze auch für Forschende, die gerade vielleicht im Forschungsfreisemester sind oder einen Forschungsaufenthalt im Ausland haben, die dort dann praktisch wie gewohnt, als ob sie im Büro wären, elektronische Zeitschriften öffnen können, Datenbanken öffnen können. Das ist, glaube ich, ein ganz, ganz toller Service, den wir bieten, der auch gut angenommen wird.

Das aber den Kolleg*innen begreifbar zu machen, dass wir da einen richtig tollen Service haben, der auch genutzt wird, der ankommt. Das ist schwierig. Und wie gesagt, ich glaube, da haben wir die finale Lösung noch nicht gefunden.

Lisa Baaske: Ich kann mich auf jeden Fall auch dran erinnern, als es hieß: In der UB stehen Veränderungen an und es werden Bücher rausgeschmissen, dass ich mich mit Kolleg*innen unterhalten habe. Warum? Bücher gehören doch in eine Universitätsbibliothek. Wie kann das denn sein? Und dann hatten wir uns aber schon auch mal unterhalten und dann war mir auch vieles klar. Aber erst mal ist man so: Wie die schmeißen Bücher raus? Oh mein Gott!

Dr. Christine Lücke: Das ist tatsächlich erst mal ein bisschen erschreckend. Das kann ich absolut menschlich nachvollziehen. Man muss dazu auch sagen, das ist ein Prozess, der bei uns nicht nur aufgrund der Baumaßnahmen ins Rollen gekommen ist. Wir haben einfach durch verschiedene neue Möglichkeiten personell, aber gerade auch durch neue Workflows, die wir haben, ganz andere Möglichkeiten, sodass das noch mal ganz anders Fahrt aufgenommen hat, tatsächlich, was dann noch mal hinzukommt.

Lisa Baaske: Wie ist denn bis jetzt so das Feedback bisher auf die geplanten Ideen, aber auch auf die Maßnahmen?

Dr. Christine Lücke: Generell erst mal auf jeden Fall positiv. Also die allermeisten freuen sich darauf. Klar, ganz ehrlich, es gibt auch an der einen oder anderen Stelle Skepsis, das muss man auch sagen. Aber alles in allem sind die auf jeden Fall positiv. Ist auch gerade wirklich eine spannende Zeit. Also wir sind jetzt wirklich richtig kurz davor, dass es losgeht und dass was richtig Großes losgeht. Und das hängt auch so ein bisschen in der Luft. Das merkt man auch wirklich an verschiedenen Stellen, dass da auch so ein bisschen Respekt oder auch Ehrfurcht tatsächlich da ist. Es ist aber auch ein Gefühl der Vorfreude. Und jetzt geht es los, da passiert etwas. Also das merkt man auf jeden Fall.

Lisa Baaske: Ich finde, das sieht man und hört man ihnen auch total an. Da freut man sich irgendwie gleich mit. Dann schon die letzte Frage zum Abschluss. Malen Sie gern mal ein Bild mit Worten: Wie wird denn die UB der Zukunft aussehen?

Dr. Christine Lücke: Die UB der Zukunft ist im Idealfall ein zentraler Anziehungspunkt auf dem Campus, wirkt einladend, ist dann Raum für Vielfalt und bietet auf jeden Fall ganz, ganz viel Aufenthaltsqualität. Sie ist gedacht als Ort der Begegnung, zum Austausch, aber auch zum Stillen Arbeiten.

Ziel ist es auf jeden Fall, für die verschiedenen Anforderungen, verschiedene Aufenthaltsmöglichkeiten zu bieten. Im Zuge der Baumaßnahmen zieht auch ein Computer-Pool ins Gebäude rein, betreut durch das Rechenzentrum, wodurch es auf jeden Fall mehr als nur eine Bibliothek sein wird. Es wird ein Raum sein, in dem man gerne arbeitet.

Lisa Baaske: Offensichtlich. Und es wird eine tolle Terrasse geben.

Dr. Christine Lücke: Das stimmt!

Lisa Baaske: Damit sind wir dann schon am Ende angekommen. Vielen, vielen Dank, dass Sie da waren. Und natürlich ganz viel Erfolg für alles, was dieses Jahr noch ansteht. Es wird sehr, sehr spannend. Und auch vielen Dank an Sie da draußen für Zuhören!

Wenn Sie Anregungen, Themen, Wünsche, Lob oder Kritik haben, immer her damit, an Und hören Sie auch gern nächsten Monat wieder rein, da sind wir mit einer neuen Folge unseres Wisseschaftspodcasts zurück. Bis dahin, bleiben Sie gesund.

Outrostimme: In die Uni rein. Gehört der Podcast zur Arbeitswelt, an der OVGU.

 

Letzte Änderung: 22.01.2024 - Ansprechpartner: Webmaster