Magdeburger Dozenten lehren an der "Flying Faculty"

Ein bisschen so etwas wie „wissenschaftliche Entwicklungshilfe“ sind die „Flying Faculties“. Externe Lehrkräfte fliegen für einen oder zwei Monate von ihren Universitäten an eine im Aufbau befindliche Hochschuleinrichtung in Asien oder Afrika. Auch an der Vietnamese-German University (VGU) in Ho-Chi-Minh-Stadt, Vietnam, wird nach dem Prinzip der „Flying Faculties“ gelehrt. Die ersten Magdeburger Dozenten dort waren von der Fakultät für Maschinenbau Prof. Dr.-Ing. Thorsten Halle, Dr.-Ing. Georg Hasemann und Prof. Dr.-Ing. Manja Krüger. En bloc hielten sie an der VGU im Bachelorstudiengang „Mechanical Engineering“ Vorlesungen zu Basics of Materials, führten Praktika und Übungen durch. Diesen Studiengang bieten die Uni Magdeburg und die Ruhr-Universität Bochum, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, gemeinsam an. „Ein Entwicklungsland übrigens ist Vietnam beileibe nicht“, betont Prof. Dr. Thorsten Halle. „Ohne Probleme können Internet, WLAN und E-Learning-Tools für die Lehrveranstaltungen genutzt werden. Und die Klimaanlage kühlt die Raumtemperatur auf frostige 17 Grad Celsius herunter, bei Außentemperaturen von 35 Grad.“

SAM_3586Die Vietnamesisch-Deutsche Universität ist ein von der vietnamesischen Regierung und dem Land Hessen 2008 initiiertes Hochschulprojekt. Aufgebaut werden soll in Vietnam eine führende Forschungsuniversität nach deutschem Vorbild in den Bereichen Ingenieur-, Wirtschafts- und Gesundheitswissenschaften. Noch hat die VGU keine eigenen Gebäude, aber ein moderner Campus ist in Planung. Und die Magdeburger Dozenten durften auch ein bisschen Hilfe bei der Entwicklung der neuen Universität leisten und ihre Expertise einbringen, beispielsweise in Vorschläge für die Auswahl von Fachliteratur für die aufzubauende Universitätsbibliothek oder in Vorschläge für die Ausstattung von Praktikumslabors, die Ausgestaltung der Studienordnung und in Vorstellungen zur wissenschaftlichen Ausrichtung. Professor Halle und Professorin Krüger waren zudem an Berufungsverfahren beteiligt. Denn in nicht all zu ferner Zukunft sollen vietnamesische Professoren die „Flying Faculties“ durch einen Regelbetrieb ablösen.

„Die Lehre an der VGU war schon etwas anders“, erzählt Professorin Krüger, die nach ihrer Rückkehr aus Vietnam eine Professur an der RWTH Aachen übernahm. „Die Vorlesungen wurden in englischer Sprache gehalten, das war eine Herausforderung. Die 42 Studierenden – vorwiegend männlich, das ist wie bei uns hier in Magdeburg – waren sehr diszipliniert.“ „Und geduldig“, ergänzt Georg Hasemann. „Sie blieben bis zum Schluss, selbst als meine Übung mal eben doppelt so lang wurde.“

SAM_3658Es waren drei spannende und aufregende Wochen an der „Flying Faculty“ in Ho-Chi-Minh-Stadt für die drei Magdeburger. Jeden Tag fuhren sie mit dem Bus zur Uni – zwei Stunden morgens hin und zwei Stunden abends wieder zurück. Auf das Abenteuer Moped, das Hauptverkehrsmittel in Vietnam, haben sie sich besser nicht eingelassen. Schmackhaft, aber doch recht abenteuerlich war das Essen, vor allem für Vegetarier, denn in der vietnamesischen Küche wird viel Fleisch verarbeitet. Und die Schlange oder der Skorpion in der Schnapsflasche sind auch nicht jedermanns Sache.

Die „Flying Faculty“ wird fortgeführt. Die Professoren Karl-Heinrich Grote und Holm Altenbach werden Lehrveranstaltungen abhalten. Und Prof. Dr. Michael Scheffler hat für seine Übungen zu Materialprüfung mittels Ultraschall ein kleines Reiseset zusammengestellt, das er im Handgepäck mit nach Vietnam nehmen kann.

 

Ines Perl

Letzte Änderung: 09.07.2020 - Ansprechpartner: Webmaster