Der "männliche Blick" auf Frauen in Geschichte und Gegenwart

12.11.2025 -

Die Wahrnehmung und Darstellung von Frauen in Geschichte und Gegenwart steht im Mittelpunkt der interdisziplinären Tagung „Louise revisited – Der männliche Blick auf Frauen damals und heute“, die am 27. und 28. November 2025 an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg stattfindet. 

Forscherinnen und Forscher der Geschichts-, Sozial- und Kulturwissenschaften diskutieren, wie Frauen im Wandel der Zeiten ge- und beachtet, behandelt und dargestellt wurden und welche Rolle der sogenannte „male gaze“ – der männliche Blick – dabei spielte und immer noch spielt. 

Die Tagung verbindet kultur-, sozial- und geschlechterwissenschaftliche Perspektiven mit aktuellen Forschungen und gesellschaftspolitischen Debatten. Ziel ist es, aufzuzeigen, wie sehr historisch gewachsene Vorstellungen auch heutige Sichtweisen auf Geschlecht und geschlechtsspezifische Machtverhältnisse prägen.

Ausgangspunkt der Tagung ist der 275. Geburtstag von Fürstin Louise von Anhalt-Dessau (1750–1811). Wie sie über mehr als drei Jahrhunderte wahrgenommen wurde, verdeutliche, wie das Handeln, Wissen, die Leistungen und der Einfluss von Frauen in der Geschichtsschreibung und in der populären Wahrnehmung durch den männlichen Blick häufig marginalisiert, ignoriert oder umgedeutet wurden, erklärt Prof. Eva Labouvie, Professorin für Geschichte der Neuzeit mit Schwerpunkt Geschlechterforschung an der Universität Magdeburg und Tagungsleiterin.  „Louise von Anhalt-Dessau ist vor allem interessant als Beispiel für die Stellung und Wahrnehmung von Frauen in der adeligen Gesellschaft der Aufklärung, also in einer Zeit des intellektuellen Aufbruchs, in der Frauen dennoch, trotz Bildung und Einfluss, oft in der Geschichtsschreibung übersehen oder nur in Beziehung zum männlichen Umfeld beschrieben wurden."

Nur etwa 15 Prozent der Biografien in deutschen Geschichtsmuseen befassten sich mit Frauen, in Schulbüchern seien lediglich 18 Prozent der hier dargestellten historischen Persönlichkeiten weiblich, ergänzt die Wissenschaftlerin. „Unser Geschichtsbild ist selektiv, einseitig, tendenziös und unvollständig und folgt mit seinem Blick auf Frauen immer der Geschlechterordnung der jeweiligen Zeit. Umso wichtiger ist es, die Perspektiven zu erweitern und einseitige Deutungen aufzubrechen.“

In Vorträgen und Diskussionen werden historische Fallbeispiele, theoretische Erklärungsansätze sowie der aktuelle Umgang mit Frauen in Kultur, Politik und Medien beleuchtet. Eine Sektion der Tagung widmet sich in diesem Kontext der Fürstin Louise von Anhalt-Dessau; es geht aber ebenso um aktuelle Zugänge, neue Formen weiblicher Sichtbarkeit und tradierte Geschlechterbilder, die bis heute unsere Wahrnehmung und Erinnerungskultur prägen.

Organisiert wird die Veranstaltung von Prof. Dr. Eva Labouvie vom Bereich Geschichte der Universität Magdeburg und Vertr.-Prof. Dr. Katja Kauer, Literaturwissenschaftlerin und Genderforscherin an der Universität Tübingen, in Kooperation mit dem Büro für Gleichstellung und Familie der Universität Magdeburg. 

Die Tagung findet an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, im Gebäude 40, Raum 226, Zschokkestr. 32, statt. Eine Anmeldung bis zum 17. November 2025 ist erforderlich unter: . Die interessierte Öffentlichkeit ist herzlich eingeladen.

Bild zum Download

Bild 1 // Ovales Brustbildnis der Fürstin Louise von Anhalt-Dessau (1750–1811) nach rechts in weißem Kleid mit Spitzenkragen und Seidentuch, Gemälde von Angelika Kauffmann (1741–1807), 1796 // Kulturstiftung DessauWörlitz, Bildarchiv, Heinz Fräßdorf, Gemäldesammlung [I-684]


Autor:in Lisa Baaske

Letzte Änderung: 12.11.2025 -
Ansprechpartner: Lisa Baaske