Kooperationsmodell mit Vorbildcharakter für die KI-Fachkräftesicherung
Unter der Leitung der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg wurde erfolgreich der bundesweit erste, hochschulübergreifende Modellstudiengang für KI-Ingenieurinnen und -Ingenieure entwickelt und mit Beginn des Wintersemesters mit 31 Studierenden in den Regelbetrieb überführt.
Der Bachelorstudiengang „AI Engineering – Künstliche Intelligenz in den Ingenieurwissenschaften“ wurde seit 2021 im Rahmen des vom Bund mit fünf Millionen Euro geförderten Verbundprojekts „AI Engineering“ aufgebaut und verbindet systematisch ingenieurwissenschaftliche Methoden mit modernen KI-Verfahren. Angesiedelt an der Schnittstelle von Künstlicher Intelligenz (Artificial Intelligence, AI) und Ingenieurwissenschaften (Engineering) bietet der Studiengang ein bis dato einmaliges Ausbildungsprofil unter den Bachelorstudiengängen in Deutschland.
Die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg koordinierte das Projekt gemeinsam mit der Hochschule Anhalt, der Hochschule Harz, der Hochschule Magdeburg-Stendal und der Hochschule Merseburg.
Das Herzstück des Modellstudienganges bildet das Kooperative Integrative Synergetische Studienmodell (KISS-Modell), das laut den Initiatoren bundesweit als Best-Practice-Beispiel gilt. Es ermöglicht eine hochschulübergreifende Immatrikulation, gemeinsame Studien- und Prüfungsordnungen, vernetzte Lernprozesse sowie eine aufwandsgerechte Mittelverteilung unter den Einrichtungen.
Alle Studierenden absolvieren ein viersemestriges Grundlagenstudium an der Universität Magdeburg und spezialisieren sich anschließend in fünf Vertiefungsrichtungen an den Partnerhochschulen: Die Bandbreite reicht von Fertigung, Produktion und Logistik über Agrarwirtschaft und -technik, Mobile Systeme und Telematik bis zu Green Engineering sowie Biomechanik und Smart Health Technologies.
„Mit diesem Modell schaffen wir ein Angebot, das keine Hochschule allein hätte bereitstellen können", erklärt Prof. Dr.-Ing. Sebastian Stober, Verbundprojektleiter an der Universität Magdeburg. „So werden unsere Absolventinnen und Absolventen Brückenbauer zwischen KI-Technologien und industriellen Anwendungen."
Auch die regionale Wirtschaft war eng in die Gestaltung des Modellstudiengangs eingebunden: Sieben Unternehmen aus Sachsen-Anhalt beteiligten sich an der Entwicklung der Studieninhalte, analysierten Bedarfe, bewerteten Kompetenzprofile und begleiteten die Abstimmung der Inhalte mit den Anforderungen der Industrie.
„Künstliche Intelligenz wird die Prozessautomation grundlegend verändern. Sie ermöglicht den Wandel von starren, regelbasierten Steuerungen hin zu adaptiven, lernfähigen Systemen. Um diesen Wandel erfolgreich zu gestalten, braucht die Industrie die gut ausgebildeten Studierenden von AI Engineering. Wir unterstützen deshalb gern den innovativen Studiengang mit Einblicken in unsere Praxis und sind dankbar für die Impulse der Studierenden“, sagt Lars Domogalla, Geschäftsführer der Dow Olefinverbund GmbH.
Thomas Wünsch, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt, unterstreicht: „Kooperation stärkt Zukunft! Unsere Hochschulen arbeiten im Pilotprojekt ‚AI Engineering‘ eng zusammen und werden dadurch deutschlandweit zu Vorreitern bei der zunehmend wichtigen Ausbildung von KI-Ingenieuren. Der Aufbau des zukunftsweisenden Studienangebots sorgt für dringend benötigte Fachkräfte und stärkt den Transfer von KI-Forschung in die industrielle Praxis."
Nach dem Abschluss der vierjährigen Projektphase zum Ende des Jahres bereiten die beteiligten Hochschulen nun die Akkreditierung des Modellstudiengangs für 2026 vor und planen seinen strategischen Ausbau. Vorgesehen sind ein berufsbegleitendes Format, ein bilingualer Studiengang und internationale Mobilitätsangebote. Zudem soll ein umfassendes Prozesshandbuch veröffentlicht werden, das anderen Hochschulen als Leitfaden für kooperative KI-Studienangebote dient.
Hintergrund:
Mit dem im Wintersemester 2023/24 mit 22 Studierenden gestarteten Modellstudiengang „AI-Engineering - Künstliche Intelligenz in den Ingenieurwissenschaften“ reagiert die Universität Magdeburg gemeinsam mit den Partnerhochschulen auf den regional und global wachsenden Fachkräftemangel in der KI-Entwicklung. Während laut des Digitalverbands Deutschlands Bitkom im Jahr 2020 nur 10 Prozent der bundesdeutschen Unternehmen KI produktiv einsetzten, sind es laut einer aktuellen Erhebung von September 2025 bereits 50 Prozent. 80 Prozent sehen KI inzwischen als wichtigste Zukunftstechnologie, und 90 Prozent würden bevorzugt Lösungen aus Deutschland beziehen. Im aktuellen Wintersemester haben sich 31 junge Männer und Frauen in den Bachelor-Studiengang an der Universität Magdeburg eingeschrieben.
Das Pilotprojekt wurde im Rahmen der Bundesinitiative „KI in der Hochschulbildung“ gemeinsam von Bund und Land Sachsen-Anhalt gefördert.