#22: Warum sind Menschen einsam?

Wir leben in einer digitalisierten Welt, sind ständig online, immer zu erreichen und können jederzeit in Kontakt bleiben – niemand muss mehr allein und einsam sein. So jedenfalls die nicht ganz korrekte Theorie, denn trotzdem kennt sicherlich jeder Mensch dieses Gefühl: Einsamkeit. Die Soziologin Prof. Heike Ohlbrecht und ihr Team haben in einer Studie erforscht, was die Menschen einsam macht, welchen Einfluss die Digitalisierung hat und auch, welche Altersgruppen besonders betroffen sind. Darüber spricht sie in der neuen Folge von „Wissen, wann du willst“.

Heute zu Gast:

Prof. Heike Ohlbrecht ist Inhaberin des Lehrstuhls allgemeine Soziologie/ Mikrosoziologie. Vorwiegend beschäftigt sie sich mit der Frage, welche Auswirkungen der Wandel der Arbeitswelt auf unsere Gesundheit hat und außerdem mit der Frage, was die Menschen einsam macht. Sie und ihr Team haben im Rahmen des Forschungsprojektes „Risiken und Chancen der Einsamkeit in der digitalen Lebens- und Arbeitswelt Sachsen-Anhalts“ unter anderem die Rolle der Digitalisierung sowohl bei der Entstehung als auch bei der Bewältigung von Vereinsamung untersucht.

 

Der Podcast zum Nachlesen

 

Intro-Stimme: Wissen wann du willst. Der Podcast zur Forschung an der Uni Magdeburg.

Lisa Baaske: Wir leben in einer digitalisierten Welt, sind ständig online, immer zu erreichen und können jederzeit in Kontakt bleiben – niemand muss mehr allein und einsam sein. So jedenfalls die nicht ganz korrekte Theorie, denn trotzdem kennt sicherlich jeder Mensch dieses Gefühl: Einsamkeit. Mein Eindruck und vielleicht auch der von vielen anderen ist, dass Einsamkeit aber vor allem die älteren Menschen betrifft, weil sie allein sind, niemanden mehr zum Reden haben - ein Trugschluss, der nicht unbedingt stimmt. Mein Name ist Lisa Baaske, ich arbeite bei der Pressestelle der Uni und zu Gast ist heute die Soziologin Prof. Heike Ohlbrecht, Inhaberin des Lehrstuhls allgemeine Soziologie/ Mikrosoziologie an unserer Universität. Sie und ihr Team haben in einer Studie erforscht, was die Menschen einsam macht, welchen Einfluss die Digitalisierung hat und auch, welche Altersgruppen besonders betroffen sind. Genau um all diese Fragen soll es heute einmal gehen. Herzlich willkommen!

Prof. Heike Ohlbrecht: Vielen Dank für die Einladung!

Lisa Baaske: Wie gesagt, der heutige Podcast dreht sich ja rund um das Thema Einsamkeit. Aber was bedeutet denn Einsamkeit eigentlich? Was genau ist denn der Unterschied zwischen einsam und allein sein?

Prof. Heike Ohlbrecht: Ja, lassen Sie mich zu Beginn vielleicht noch etwas ausholen und darauf hinweisen, dass Einsamkeit ein Phänomen ist, das in den letzten Jahren eine ganz starke Aufmerksamkeit erfahren hat. Die Stiftung Patientenschutz spricht beispielsweise von der größten Volkskrankheit. Einige Autoren wie Horx sprechen vom „Monster der Moderne“, der Einsamkeit oder auch einer tödlichen Epidemie, so Wissmann. Einsamkeit scheint zu einem Megatrend der Zukunft geworden zu sein. Ich möchte hier zu Beginn jedoch auch gleich eine Warnung aussprechen, dass sich die Einsamkeitsforschung noch ziemlich am Anfang befindet. Längere, gut vergleichbare und systematische Zeitreihenanalysen fehlen in Deutschland und auch im internationalen Vergleich. Daher ist eine klare, datengestützte Beantwortung der Frage, ob Einsamkeit zu- oder abnimmt, nicht einfach zu beantworten. Und man muss auch darauf hinweisen, dass in den Studien, die uns zur Verfügung stehen, Einsamkeit als Phänomen sehr unterschiedlich operationalisiert wird. In einigen Studien wird nach Einsamkeit gefragt mit der Frage: „Wie oft haben Sie das Gefühl, dass Ihnen die Gesellschaft anderer fehlt? Wie oft haben Sie das Gefühl, außen vor zu sein?“ So zum Beispiel die Daten des sozioökonomischen Panels. Andere Studien Fragen nach einer Ablehnung oder Zustimmung zur Aussage „Ich fühle mich allein“. Wir sehen also hieran schon, dass Einsamkeit sehr unterschiedlich gemessen wird. Daher können wir diese Studien auch nur schwer miteinander vergleichen. Ganz grob gesagt können wir sagen, dass je nach Studienlage zwischen 14 bis 30 % der deutschen Bevölkerung mindestens manchmal einsam sind und 6 bis 10 % fast immer oder immer einsam sind. Das sind eben sehr viele Menschen. Ganz grundlegend, darauf bezieht sich ja auch Ihre Frage, muss man zwischen Einsamkeit als einem subjektiven Gefühl, nach einer persönlichen Einschätzung meiner Situation und dem Alleinsein als eher objektiven Tatbestand unterscheiden. Ich kann also ganz objektiv allein sein, indem ich beispielsweise in einem Einpersonenhaushalt lebe, aber muss mich deshalb natürlich nicht einsam fühlen. Und umgekehrt gilt: ich kann ein ganz großes soziales Netzwerk haben und mich dennoch einsam fühlen. So können Menschen objektiv allein sein, weil sie keine Freunde haben und auch sonst kaum Kontakte zu anderen. Dies muss sich für sie aber nicht als Einsamkeit anfühlen. Das ist der Unterschied zwischen Einsamkeit und Alleinsein. Alleinsein kann im Unterschied zur Einsamkeit auch eine bewusste Entscheidung sein. Wir können uns bewusst zurückziehen, eine innere Einkehr oder Ähnliches suchen. Wesentlich ist als letztes vielleicht auch noch der Punkt, dass die empfundene Diskrepanz zwischen gewünschten und tatsächlichen sozialen Beziehungen Einsamkeit ausmacht.

Lisa Baaske: Sehr, sehr spannend. Das ist das erste Mal, dass ich Alleinsein und einsam sein so wirklich mal voneinander abgetrennt habe. Für mich waren das früher so ein bisschen Synonyme, wahrscheinlich auch für viele Menschen. Warum sind denn aber Menschen eigentlich einsam?

Prof. Heike Ohlbrecht: Ja, diese Frage ist nicht einfach und auch nicht monokausal zu beantworten. Es gibt eine Reihe von Problemen, die sich bündeln, die dazu führen, dass Menschen sich einsam fühlen. Der Forschungsstand zeigt uns hier, dass Menschen in vulnerablen Lebenssituationen einem höheren Risiko für das Erleben von Einsamkeit ausgesetzt sind. Ich denke hier an Lebenssituationen wie beispielsweise bei flucht- und migrationserfahrenen Menschen, queere Personen, alleinerziehende Personen, aber auch pflegende Angehörige oder ganz allgemein pflegebedürftige Menschen haben ein höheres Risiko für Einsamkeit. Weitere Risikofaktoren für Einsamkeit sind aber auch sozial-räumliche Wohnsituation, wie das Leben in anonymen Großsiedlungen, in den Großstädten beispielsweise, wo eben wenig Kontakte zwischen den Nachbarn entstehen können. Ein deutlicher Zusammenhang zeigt sich in der Forschung auch zwischen Einsamkeit und Armut. Menschen in Armutslagen geben häufiger an, sich einsam zu fühlen. Die statistischen Daten zeigen auch, dass Frauen tendenziell einsamer sind als Männer. Das Einsamkeitserleben ist also von der Lebenslage, von den sozioökonomischen und kulturellen Ressourcen abhängig, aber auch von der Lebensphase. Im Jugendalter führen beispielsweise andere Faktoren zur Einsamkeit. Ich denke hier an den für dieses Lebensalter so typische Vergleich mit anderen. Das Gefühl, nicht dazuzugehören oder bestimmte Kriterien nicht zu nicht erfüllen. Das kann einsam machen. Im höheren Lebensalter sind es dann möglicherweise kritische Lebensereignisse wie Scheidung oder auch der Tod von Angehörigen, die als Auslöser von Einsamkeit gelten.

Lisa Baaske: Das sind viele Gründe, warum man einsam sein kann. Gibt es denn aber auch kulturelle Unterschiede?

Prof. Heike Ohlbrecht: Selbstverständlich gibt es kulturelle Unterschiede. Einmal innerhalb unserer eigenen Kultur, also der westeuropäisch geprägten Industriemoderne bzw. Spätmoderne, aber auch zwischen Kulturen. Ich denke zum Beispiel an Lateinamerika, wo das Sprechen über Einsamkeit weniger tabuisiert ist und das Empfinden von Einsamkeit auch offener ausgesprochen wird oder und auch als offener Hilferuf ausgesprochen werden kann. Wir wissen, dass in Ländern wie Japan beispielsweise das Thema Einsamkeit noch stark tabuisiert wird, obwohl es dort mittlerweile sehr stark in der Öffentlichkeit auch angekommen ist und als Problem erkannt wird. Und die Regierung in Japan versucht auch gegenzusteuern. Vielen ist womöglich das Einsamkeitsministerium in Japan bekannt. Dort gibt es aber auch NGOs, die das Phänomen der Einsamkeit als ein gesellschaftliches Phänomen erkannt haben und Hilfsorganisationen gegründet haben. Beispielsweise ein Messenger Dienst, der innerhalb weniger Sekunden Kontaktmöglichkeiten für Personen herstellt, die sich dort melden und über ihre Einsamkeit berichten. Aber auch bei uns bzw. für unsere Kultur gilt, dass Einsamkeitserleben und Einsamkeitsthematisierung stets auch etwas über gesellschaftliche Bedingungen und deren Veränderungen aussagen, innerhalb derer Einsamkeit gedeutet und verhandelt wird. Das zunehmende Empfinden von Einsamkeit, oder ich will einmal vorsichtiger sagen die zunehmende Thematisierung von Einsamkeit, sagt eben auch etwas über den Zustand der Gesellschaft aus. Die auf der einen Seite eine enorme Chancenstruktur bereitstellt, aber auch riskante Freiheiten generiert. Und diese weisen wiederum sozialstrukturelle Zusammenhänge auf. Das Motto „Jeder ist seines Glückes Schmied“ gilt eben nicht für jede und jeden in gleicher Weise. Angesichts der in Aussicht gestellten Möglichkeiten der sozialen Mobilität beispielsweise ist das Scheitern an den Möglichkeiten oder auch das fehlende Zutrauen, sich an dem immerwährenden Wettbewerb zu beteiligen, eben auch mit psychischen Krisen verbunden.

Lisa Baaske: Auf jeden Fall ein spannender Ausblick. Das mit Japan wusste ich tatsächlich gar nicht - ein Einsamkeitsministerium, auch sehr interessant. Aber auch eine Art und Weise, damit umzugehen. Ist es denn aber eigentlich immer schlecht, wenn man sich einsam fühlt?

Prof. Heike Ohlbrecht: Nun, es ist nicht schlecht, auch mal allein sein zu können, um auf diese Unterscheidung noch einmal zurückzukommen. Allein sein zu können ist eine Ressource und Kompetenz die Menschen, die ja im Grunde alle zutiefst soziale Wesen sind, auch benötigen. Im Deutschen verfügen wir leider, anders als in der englischen Sprache, über wenig Differenzierungsmöglichkeiten, um sowohl positive und sinnstiftende Erfahrungen des Alleinseins zu beschreiben, aber eben auch die schmerzhafte Seite mangelnder Nähe und Begegnung zu umreißen. Einsamkeit ist eben nicht das graduelle Empfinden, das mir im Moment Personen fehlen. Sondern Einsamkeit ist die tiefe Überzeugung, dass ich keine Person habe, die mir in Notsituationen, in meinen Problemsituationen zur Seite steht. Einsamkeit ist eben das subjektive Gefühl, bei dem die verfügbaren sozialen Beziehungen die eigenen Bedürfnisse nach Nähe und Kontakt nicht erfüllen. Das ist ein Mangel, das ist eine Leerstelle, die auch schmerzhaft empfunden wird. Dieser Mangel, der empfunden wird, kann sich einerseits auf die Quantität beziehen, also ich kann zu wenig Kontakte haben, aber auch die Qualität. Ich kann empfinden, dass meine Kontakte nicht eng, nicht intim genug sind oder es kann sich auch auf die Funktion beziehen. Ich kann das Gefühl haben, ich habe die falschen Kontakte, mir fehlen Freunde, mir fehlt eine Paarbeziehung. All diese Faktoren verweisen auf einen Mangel und auf eine Leerstelle. Daher ist Einsamkeit doch ein Gefühl, dass ganz stark als negativ empfunden wird.

Lisa Baaske: Und ich glaube tatsächlich, die meisten Menschen kennen dieses Gefühl auf die eine oder andere Art und Weise. Wie schon angesprochen, haben Sie in einer Studie die Bedingungen von Einsamkeit untersucht. Warum denn ausgerechnet dieses Thema? Also spielt Einsamkeit einfach eine so große Rolle?

Prof. Heike Ohlbrecht: Ja, nun, wie eingangs gesagt, wird Einsamkeit von einigen AutorInnen als quasi neue Epidemie unserer Gesellschaft wahrgenommen. Ich bin Gesundheits- und Arbeitsforscherin und ich frage mich eigentlich immer: was ist in der Gesellschaft los? Was bewegt die Menschen? In den letzten Jahren haben wir beispielsweise gesehen, dass psychische Erkrankungen eine zunehmend große Rolle spielen. In diesem Zusammenhang ist mir das Einsamkeitsphänomen immer öfter begegnet. Und als das Thema uns in unseren Forschungen zum Umgang mit der Corona-Pandemie nicht mehr losließ, wollte ich genauer wissen, welche Lebensbedingungen und Lebensverhältnisse in spätmodernen Gesellschaften dazu führen, dass Einsamkeit als Antwort auf diese gesellschaftlichen Veränderungen gesehen wird. Warum ist dieses Gefühl so stark ausgeprägt und warum ließ das Einsamkeitsempfinden nach der Pandemie eigentlich nicht nach?

Lisa Baaske: Ja, sehr spannend. Und wie sind Sie bei dieser Studie vorgegangen?

Prof. Heike Ohlbrecht: Zuerst einmal haben wir uns natürlich unsere leitenden Forschungsfragen überlegt. Die liegen auf unterschiedlichen Ebenen. Wir wollten etwas erfahren über die Entstehung: also unter welchen Bedingungen kommt es zur Einsamkeit? Dann die nächste Frage: wie deuten Personen, die sich selbst als einsam empfinden, ihre Situation? Das sind ihre eigenen Theorien, die sie entwickeln, wie es zu diesem Zustand kam. Wie sehen Ihre Bewältigungsmechanismen aus? Wie gehen sie mit Einsamkeit um? Und dann eben auch die Frage, in welchem Zusammenhang stehen all diese Faktoren mit Digitalisierungsprozessen? Wir haben uns für eine qualitative Studie entschieden und sind mittels qualitativer Interviews vorgegangen. Der Feldzugang erfolgte über einen Aufruf in einer Tageszeitschrift. Und wir haben eine Befragung genutzt, die wir im Vorfeld durchgeführt haben: eine Online-Befragung, die ich schon kurz angesprochen habe. Diese Studie hatte die Auswirkung der Corona-Pandemie auf das subjektive Wohlbefinden und die Alltagsbewältigung im Fokus und wurde während des ersten und des späteren Lockdowns durchgeführt. Und dort haben wir eben schon hohe Einsamkeitswerte gesehen und einige Personen haben sich bereit erklärt für ein Interview zur Verfügung zu stehen. Also so sind wir vorgegangen. Gefördert wurde dieses Projekt von dem Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt. Wobei, das muss ich hier auch sagen, es sich um eine etwas untypische Förderung handelt. Denn es ist eher als eine Pilotstudie zu verstehen, da wir einen sehr begrenzten Zeitraum, nämlich lediglich sechs Monate Zeit hatten, um unsere doch sehr umfassenden Forschungsfragen nachgehen zu können. Wir haben uns, wie gesagt, für ein qualitatives Forschungsdesign entschieden und einige Zuhörende wissen vielleicht, dass qualitative Forschung sehr aufwendig ist, sehr intensiv. Wir haben 19 qualitative Interviews in dieser Zeit durchgeführt und ausgewertet. Das Phänomen Einsamkeit sollte von innen heraus aus Sicht der betroffenen Personen nachgezeichnet werden. Wir wollten uns mittels Lebensgeschichten der Personen nähern und auch kulturelle Muster der Entstehung von Einsamkeit aufdecken. Wir hatten es hier auch mit besonderen Herausforderungen zu tun, denn man muss sich letztendlich auch überlegen, wie gelingt es, auf eine sensible Art und Weise über ein Thema zu sprechen, über das eher ungern gesprochen wird? Einsamkeit ist eben ein sensibles und auch schambesetztes Thema und kann stigmatisierend wirken. Wir kennen in der Forschung den doppelten turn-away-effect, dass sowohl Beforschte als auch Forschende dazu neigen, unangenehmen Themen bewusst oder unbewusst auszuweichen. Das waren alles große Herausforderungen. Es galt, den Interview Leitfaden klug zu konzipieren und gute Gesprächsatmosphären zu schaffen. Das ist uns, glaube ich, aber gut gelungen. Einige Ergebnisse verweisen darauf, dass sich jüngere Menschen einsamer als ältere fühlen. Einsamkeit, das haben wir auch schon in unserer ersten Corona-Befragung gesehen, geht signifikant mit anderen negativen Gefühlen einher, wie Angst, Stress und Erschöpfung. Einsamkeit belastet also die Menschen. Und nun auch zur Frage des Zusammenhangs von Einsamkeit und Digitalisierung. Die Ergebnisse zeigen, dass Digitalisierungsprozesse sowohl vergemeinschaftende als auch vereinsamende Potenziale aufweisen können.

Lisa Baaske: Einige sehr, sehr spannende Ergebnisse. Im Bundesvergleich weisen Menschen in Sachsen-Anhalt ein erhöhtes Risiko auf, zu vereinsamen. Woran liegt das denn? Und ist das wirklich von Bundesland zu Bundesland messbar unterschiedlich?

Prof. Heike Ohlbrecht: Diese Frage kann ich schwer beantworten, da es keine ausreichende Datengrundlage auf Ebene der Bundesländer gibt - leider. Wenn man sich die derzeit vorhandenen repräsentativen Daten ansieht für die Bundesländer fällt eines auf: dass die Einsamkeitswerte in den ostdeutschen Bundesländern insgesamt höher sind. Also man kann schon die Frage stellen: „Ist der Osten einsamer“? Einige Autoren, wie Brücker, sehen hierfür aber nicht die Bevölkerungsdichte oder den Siedlungstyp, oder auch die Entfernungen von eher peripheren Regionen zu städtischen Zentren als relevant. Dies sind alles relevante Einflussgrößen ansonsten. Sondern kulturelle Momente wie Gemeinschaftsnormen und auch das erlebte Tempo des sozialen Wandels als verantwortlich, dass sich viele Menschen im Osten doch einsamer fühlen. Da Ostdeutschland viele Jahre unter Bevölkerungsschwund gelitten hat und raumstrukturell deutlich peripher ländlicher als der westdeutsche Landesteil geprägt ist, liegt darin eine mögliche Erklärung; so Claudia Neu in ihrer Expertise für das Kompetenz Netzwerk Einsamkeit. Sachsen-Anhalt ist hier ein ganz typisches Beispiel. Es gibt ganz eindeutige räumliche Disparitäten, die Einsamkeit befördern. Der Verlust an infrastrukturellen Zugangs- und Teilhabemöglichkeiten, der Rückbau der Strukturen der Daseinsversorgung sind hier zu nennen. Wir sehen eben auch, dass wohnortnahe Grundversorgung vor Einsamkeit schützt. Denn wo treffen sich Menschen? Sie treffen sich letztendlich vor Ort: beim Einkaufen, beim Restaurantbesuch oder beim Imbiss, an öffentlichen Plätzen, in Grünanlagen. All diese Dinge sind gute Präventionsmaßnahmen gegen Einsamkeit. Es gilt, Kontakt- und Kommunikationsbrücken zur Gesellschaft zu schlagen. Und dies sind eben Institutionen wie Schule, Arbeitsvermittlung und soziale Wohlfahrtsverbände. Diese sollten sich nicht weiter aus den Sozialräumen zurückziehen. Aber wie ich schon sagte, vertiefende Sozialraum-bezogene Analysen für die einzelnen Bundesländer fehlen uns allerdings, und dies stellt ein eindeutiges Forschungsdesiderat dar.

Lisa Baaske: …das vielleicht hoffentlich noch mal geschlossen wird. Tatsächlich ist es in meiner eigenen Familie so, dass ich vor allem von meinen Omas Einsamkeit kenne, weil sie einfach davon berichten. Sie sind allein, kommen kaum nach draußen, haben wenig soziale Kontakte. Sie hatten es aber ja schon angesprochen: es ist tatsächlich gar nicht richtig, dass sich vor allem ältere Menschen einsam fühlen, oder?

Prof. Heike Ohlbrecht: Ja, wobei diese Einschätzung eben auch nicht falsch ist, da das Einsamkeitsrisiko mit dem Lebensalter wächst. Genauer im Bereich der Hochaltrigkeit, das ist auch verständlich, angesichts der Tatsache, dass Krankheiten und Pflegebedürftigkeit und auch der Tod von nahen Angehörigen in diesem Lebensalter einfach zunehmen. Also die Vereinsamung im Alter darf auch weiterhin unbedingt nicht unterschätzt werden.

Lisa Baaske: Sie haben es ja auch schon bei den Ergebnissen Ihrer Studie eigentlich schon angesprochen, aber vielleicht noch mal auf den Punkt gebracht. Welche Altersgruppen oder auch Menschen sind denn dann jetzt besonders von Einsamkeit betroffen?

Prof. Heike Ohlbrecht: Schaut man differenzierter auf die Entwicklung der letzten Jahre, fällt auf, dass die Gruppe der einsam gewordenen unter den 20- bis 29-Jährigen am höchsten ist. Auch für die Gruppe der 16- bis 20-Jährigen zeigen sich deutliche Steigerung. Wir sehen also, Einsamkeit ist ein Thema, das insbesondere auch in den jüngeren Altersgruppen angekommen ist. Vor der Corona-Pandemie haben wir die über 75-jährigen im Blick gehabt und diskutiert. Einsamkeit war da ganz stark ein Thema des höheren Lebensalters. Während der Corona-Zeit wurden auch die unter 30-jährigen entdeckt und man hat eben in der Forschung jetzt auch differenzierter nach den Altersgruppen geschaut. Einsamkeit nahm für die junge Altersgruppe in der Zeit der Corona-Pandemie natürlich zu. Und als Erklärung wird hier gesehen, dass die Jüngeren stärker von Einsamkeit betroffen waren, weil ihnen die Außenkontakte und das Treffen mit den Freunden beispielsweise besonders fehlte, da Freunde und Kontakte eine größere Bedeutung im Jugendalter haben.

Lisa Baaske: Und ist wirklich die Pandemie der besondere Faktor, der bei diesen jüngeren Gruppen zur Einsamkeit geführt hat? Oder gibt es auch noch andere Faktoren?

Prof. Heike Ohlbrecht: Nun, die corona-bedingten Faktoren liegen auf der Hand, wie der Rückgang der Außenkontakte und Ähnliches. Und dass dieser Fakt besonders stark von den jüngeren Personen stark negativ erlebt wird, liegt, denke ich, auch auf der Hand. Wir sehen aber auch, dass sich dieses Phänomen eigentlich schon vor der Pandemie andeutete und dass es nach der Pandemie auch nicht zurückgegangen ist. Für jüngere Befragte stellt sich Einsamkeit, so meine Einschätzung, auch als ein Anzeichen des Scheiterns an den gesellschaftlichen Erwartungen dar. Wir leben in einer Gesellschaft, die in einzigartiger Weise das Individuum in den Mittelpunkt seines Wertesystems gerückt hat. Der Soziologe Andreas Reckwitz spricht auch von der „Singularisierung der Moderne“. Ohne nun darauf im Einzelnen eingehen zu können, zeigt sich Einsamkeit meines Erachtens auch als ein Scheitern an den Singularisierungsversprechungen und -erwartungen. In den sozialen Medien beispielsweise wird vorgelebt, dass die Strategien gelingender Lebensführung sich an Erfolg, Fitness, Schönheit, Jugendlichkeit, romantischer Paarbeziehung etc usrichten. Ein Scheitern am hohen Ethos der Selbstverwirklichung wird ausgeschlossen. Dies ist aber etwas, das wir in unserer Studie deutlich sehen. Dass junge Menschen, insbesondere auch Studierende, über Vereinsamung im Studium klagen. In der Spätmoderne, die eben auch durch Selbstverantwortung, Singularisierung und Leistung geprägt ist, haftet dem Gefühl von Einsamkeit das Stigma des Selbstverschuldens und des Unvermögens zur gelingenden Lebensführung an. Die Forschung zeigt, und das finde ich auch bemerkenswert, dass Einsamkeit letztendlich aber auch autoritäre Einstellungen begünstigen kann. Wenn sich Menschen in der Jugend häufig einsam, isoliert und missverstanden fühlen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie Verschwörungserzählungen glauben, autoritären Handlungen zustimmen und eine Demokratie-Skepsis entwickeln. Wir sehen insgesamt, dass einsame Menschen ein geringeres Vertrauen in ihre Mitmenschen entwickeln und ein sinkendes Institutionenvertrauen zeigen. Daher wird das demokratiegefährdende Potenzial von Einsamkeit nicht ohne Grund verstärkt diskutiert.

Lisa Baaske: Ein super spannender Punkt, der mir tatsächlich gar nicht bewusst war. Heißt ja aber auch, dass auf jeden Fall auch die Politik sich davor nicht scheuen sollte, etwas gegen Einsamkeit zu tun. Denn offensichtlich haben sie ja sonst auch ein Problem, und wir als Gesellschaft. Nun leben wir ja auch in einer digitalisierten Welt. Egal wo zum Beispiel Freunde oder Familienmitglieder sind, man kann trotzdem per Video telefonieren, sich erreichen. Ist die Digitalisierung also eine gute Strategie gegen Einsamkeit?

Prof. Heike Ohlbrecht: Ja, auch diese Frage ist nicht so ganz einfach zu beantworten. Die Frage nach dem Zusammenhang von Einsamkeit und Digitalisierung empirisch zu beantworten, beschäftigt uns immer noch. Die ersten Ergebnisse legen offen, dass Digitalisierungsprozesse sowohl vergemeinschaftende als auch vereinsamende Potenziale aufweisen. Es ist eine zukünftige Aufgabe der Forschung zu identifizieren, unter welchen Bedingungen Digitalisierung Einsamkeit fördert oder auch reduzieren kann. Wir sehen, dass Digitalisierung auf jeden Fall analoge Einsamkeiten einhegt. Wir können also über digitale Tools ganz schnell unglaublich viele Kontakte herstellen. Wir können Kontakte aufrechterhalten. Man kann in sehr kurzer Zeit viele Kontakte haben. Ob diese Kontakte immer unsere Bedürfnisse nach Nähe erfüllen, steht auf einem anderen Blatt. Digitalisierung schafft aber auch neue Potenziale von Einsamkeit, wie zum Beispiel ein Mangel an körperlichem Kontakt. Nicht zu vergessen ist auch, dass wir kulturelles Kapital als Voraussetzung zur Partizipation an und in digitalen Räumen benötigen, wie auch schlicht und ergreifend eine entsprechende digitale Infrastruktur. Man darf das eine, denke ich, gegen das andere nicht ausspielen. Digitalisierung ist kein Allheilmittel, aber sie kann in bestimmten Bereichen auch nützlich sein. Es gibt beispielsweise digitale Medien als Quelle für nachbarschaftliche Kontaktmöglichkeiten. Wir sehen auch, dass viele Befragte Internetplattformen nutzen, um mit der Nachbarschaft in Kontakt treten zu können. Ich möchte aber auch zu bedenken geben, dass virtuelle Gemeinschaften auch ungleichheitsgenerierend sind, denn sie verbinden die digital Versierten und Kontaktfreudigen und schließen die allein Analogen aus.

Lisa Baaske: Wo wir dann wahrscheinlich schon wieder bei älteren Menschen zum Beispiel wären. Gab es denn Ergebnisse bei der Studie, die Sie besonders überrascht haben?

Prof. Heike Ohlbrecht: Ja, da kann ich gleich anknüpfen. Interessanterweise konnten wir eine These an unserem Material entwickeln, dass die Digitalisierung bei jüngeren Befragten, also unter 30-jährigen, tendenziell ein Auslöser für Einsamkeitserfahrung darstellt und bei älteren Befragten über 65 Jahren eine Möglichkeit der Abfederung und Kompensation von Einsamkeit. Das fand ich durchaus überraschend und erstaunlich. Es zeigte sich in der Analyse der Interviews, dass jüngere Befragte weniger Handlungssouveränität im Umgang mit der Technik aufweisen, im Sinne von Schwierigkeiten bei der Grenzziehung zur Nutzung der Technik. Ältere Person haben hier einen ganz klar funktional instrumentellen Technik Umgang, sie nutzen gezielt bestimmte Apps und Tools und digitale Möglichkeiten, um sich den Alltag zu erleichtern. Bei Älteren wird digitale Technik als Option gesehen und als Unterstützung im Alltag. Der digitale Raum ist für die Jüngeren durchaus auch eine Gefahr der affektiven Überreizung, der permanenten Ablenkung und des Vergleichs mit anderen. Also hier besteht durchaus ein größeres Gefahrenpotenzial.

Lisa Baaske: Sehr interessant. Würden Sie denn generell sagen, dass Einsamkeit ein persönliches Problem ist? Oder ist es eher eine Angelegenheit der gesamten Gesellschaft?

Prof. Heike Ohlbrecht: Ja, ich hoffe, es ist deutlich geworden, dass wir Einsamkeit nicht als ein rein persönliches Problem deuten dürfen. Vereinsamung ist kein Einzelschicksal, sondern hat gesellschaftliche Dimensionen. Einsamkeit führt häufig zu sozialem Rückzug. Die einsamen Menschen ziehen sich beispielsweise in ihrer Wohnung zurück. Sie werden nicht mehr gesehen, und es entsteht eine Tendenz zur Selbstisolation. Das Wohnumfeld beispielsweise muss viel einladender, offener und sicher sein, da es den Betroffenen, wie wir wissen, häufig auch an Vertrauen in ihre Mitmenschen fehlt und sie sich insgesamt viel unsicherer fühlen. Die Bekämpfung von Einsamkeit ist auch eine gesellschaftliche Aufgabe, die von uns allen getragen werden muss. Ein Verursachungskonglomerat liegt aber eben auch in typischen gesellschaftlichen Bedingungsfaktoren, zum Beispiel in dem psychischen Kern der Selbstentfaltungskultur, wie diese für unsere Gesellschaft typisch ist. Die spätmoderne Emotionskultur mit der Feier positiver Emotionen, denn nur diese werden öffentlich zelebriert und gezeigt, produziert eben auch erhebliche Enttäuschungen und Risiken. Diese wiederum produzieren nach innen gerichtete, negative Emotionen wie Wut, Trauer, Depression oder eben auch Rückzug. Wenn Erwartungen ganz tief kulturell verankert sind, wie beispielsweise eine glückliche und harmonische Kindheit zu haben oder eine glückliche, harmonische Paarbeziehung als Standard gelten, oder auch der Beruf, der uns hundertprozentig erfüllen muss. Wenn dies alles trotz persönlicher Anstrengungen nicht realisiert werden kann, drohen Enttäuschungen und persistierende negative Emotionen. Inzwischen erkennen wir eben auch, dass Einsamkeit ein gesellschaftliches Problem darstellt. Und Studienergebnisse warnen auch vor den gesundheitsschädigenden Folgen von Einsamkeit - denn Einsamkeit macht schlicht und ergreifend auch Stress. Und ich habe ja auch die antidemokratischen Tendenzen oder Risiken schon kurz angesprochen. Das Einsamkeitsthema ist also in der Öffentlichkeit angekommen. In Deutschland gibt es beispielsweise ein Kompetenz-Netzwerk Einsamkeit, eine Plattform, wo Forschungsergebnisse auch gebündelt werden. Aber es bleibt weiterhin noch viel zu tun.

Lisa Baaske: Tatsächlich wurde die Pandemie nun schon angesprochen. Ich hatte persönlich das Gefühl, dass Einsamkeit vor allem während der Pandemie ein Thema war, was diskutiert wurde. Wurde denn dadurch das Thema wieder akut und auch interessant für die Öffentlichkeit?

Prof. Heike Ohlbrecht: Ja, auf jeden Fall. So kann man das zusammenfassen. Das Thema Einsamkeit wurde lange Zeit nicht wahrgenommen und rückte erst durch die Pandemie in den Fokus. Die Bundesfamilienministerin Lisa Paus diskutierte kürzlich im August diesen Jahres beispielsweise das Thema Einsamkeit mit der Bevölkerung und stellte fest, dass die Einsamkeitsforschung sich noch am Anfang befindet. Und so ist derzeit noch der Stand. Das Interesse der Öffentlichkeit ist da, aber wir brauchen eben auch profunde Forschungsergebnisse.

Lisa Baaske: Jetzt haben Sie sich ja sehr, sehr viel mit Einsamkeit beschäftigt. Was sind denn gute Strategien gegen Einsamkeit? Haben Sie irgendwelche Tipps?

Prof. Heike Ohlbrecht: Ja, wir sehen einige Möglichkeiten zur sinnvollen Begegnung von Einsamkeit. Und anhand unserer Studienergebnisse würde ich dies einmal so zusammenfassen: erstens, dass es einer weiteren umfassenden und sehr deutlichen Sensibilisierung für das Thema Einsamkeit bedarf. Einsamkeit ist spätestens, wie wir gerade festgestellt haben, seit der Corona-Pandemie im gesellschaftlichen Diskurs angekommen. Aber gleichzeitig fühlen sich von Einsamkeit betroffene Menschen weiterhin stigmatisiert, und ziehen sich zurück. Nur über öffentlichkeitswirksame Informationsinitiativen und Aufklärungsarbeit ist es möglich ein Sprechen über Einsamkeit zu ermöglichen und das Thema somit kollektiv und auch politisch adressierbar zu machen. In den Situationsdeutungen der befragten Personen zeigt sich, dass Einsamkeit weiter als eine persönliche Angelegenheit und Verantwortung wahrgenommen wird und damit auch entpolitisiert wird. Beratungsangebote, Telefonseelsorge, aber auch digitale Plattformen oder auch Erzählcafés, die jeweils um lokale Programme erweitert werden sollten, werden benötigt, um eine passgenaue Adressierung von Betroffenen zu erreichen. Besonders die Schwierigkeit der jüngeren Personen in unserer Befragung machte mich auch skeptisch. Wir sehen hier, dass es einer weiteren digitalen Bildung bedarf, einer Aufklärung über die Gefahren, über eine potenzielle Vereinsamung und zunehmend an Vermessungs- und Vergleichbarkeitslogiken orientierten digitalen Raum ist erforderlich. Und ein letzter Punkt: ich sehe ein potenzielles Handlungsfeld in der sozial-räumlichen Strukturierung des gesellschaftlichen Lebens- und Wohnraums. Der allgemeine Literaturstand der Einsamkeitsforschung legt nahe, dass es sogenannte Einsamkeits-HotSpots gibt. Das sind Wohnregionen, die sehr altershomogen sind und wo wir eine hohe Armutsgefährdung sehen. Eine Möglichkeit, einer einsamkeitsförderlichen Segregation entgegenzusteuern, kann darin bestehen, den Lebens- und Wohnraum vielfältiger zu gestalten. Eine gezielte Vermischung des Raumes, insbesondere nach Alter, sollte angesteuert werden, um auch einer Spaltung der Gesellschaft entgegenzusteuern. Auf diese Weise können Jung und Alt in einen Austausch kommen und sich gegenseitig bei der Bewältigung des Alltags unterstützen. Ganz allgemein braucht es Kontakt- und Kommunikationsbrücken zwischen gesellschaftlichen Institutionen und den Menschen. Das kann auch die mobile Sparkasse im ländlichen Raum sein oder der mobile Einkaufsladen. Das kann die sogenannte „Plauderkasse“ im Supermarkt sein, die auch einen Gegenentwurf zum selbst scannen darstellt. Wir benötigen eine ausgewogene Strategie zwischen digitalen Angeboten und sehr handfesten sozialräumlich bezogenen Maßnahmen, um den Menschen Begegnungsorte zu schaffen.

Lisa Baaske: Sehr interessant auf jeden Fall, viele wichtige Punkte, glaube ich. Ihre Studie wurde ja auch der Sozialministerin Petra Grimm-Benne vorgestellt. Plant denn das Land Sachsen-Anhalt mit den Ergebnissen zu arbeiten und sind Veränderungen oder Projekte gegen Einsamkeit geplant? Generell: was könnte denn die Politik tun?

Prof. Heike Ohlbrecht: Ja, wir sind mit dem Ministerium im engen Austausch und Gespräch. Zur Präsentation der Ergebnisse unseres Projektes hatten wir eine Zukunftswerkstatt unter Beteiligung der Ministerin Frau Grimm-Benne durchgeführt und das Ministerium und die Öffentlichkeit eingeladen. Als nächstes werden wir in einem kleineren Forschungsprojekt, ebenfalls gefördert vom Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt, uns mit dem Zusammenhang zwischen Wohnform und Einsamkeit vertiefend beschäftigen. Wir werden dann unsere Ergebnisse aus diesen beiden Forschungsprojekten bündeln und veröffentlich. An dieser Stelle möchte ich mich ausdrücklich beim Ministerium bedanken für diese Möglichkeit der Forschungsförderung. Und mein Dank gilt insbesondere den beiden wissenschaftlichen Mitarbeitern, Herrn Weihrauch und Hernn Ewert, die diese Studie maßgeblich durchgeführt haben. Aber zukünftig braucht es weitere Forschung und ich wünsche mir ein Forschungsprojekt, das mit mehr Zeit und Ressourcen ausgestattet ist, um zur Erforschung der Einsamkeit beispielsweise im Land Sachsen-Anhalt auch mehr beitragen zu können.

Lisa Baaske: Ja, ich glaube, was man aus diesem Podcast mitnimmt, ist eben, dass es viel mehr Forschung braucht, dass Einsamkeit einfach ein sehr, sehr wichtiges gesellschaftliches Thema ist. Und vor allem bin ich auch sehr gespannt auf die weiteren Forschungsergebnisse, die Sie liefern werden. Das war es nämlich tatsächlich schon mit dem Podcast. Vielen, vielen Dank, dass Sie da gewesen sind. Und auch an die Zuhörerinnen und Zuhörer. Vielen Dank, dass Sie dabei waren. Bleiben Sie gesund und hoffentlich schalten Sie auch beim nächsten Mal wieder ein.

Prof. Heike Ohlbrecht: Vielen Dank für die Einladung.

Lisa Baaske: Super! Vielen, vielen Dank! Auf jeden Fall Einiges noch einmal gelernt. An die Zuhörerinnen und Zuhörer: Vielen Dank, dass Sie dabei waren. Bleiben Sie gesund und hoffentlich schalten Sie auch beim nächsten Mal wieder ein.

Outro-Stimme: Wissen wann du willst. Der Podcast zur Forschung an der Uni Magdeburg.

Letzte Änderung: 11.09.2023 - Ansprechpartner: Webmaster