Energie für Bildung - Stromversorgung für ein Kinderzentrum in Tansania
In weiten Teilen Afrikas ist es nach Sonnenuntergang einfach dunkel: Zwei Drittel der Bevölkerung verfügen über keinen Stromanschluss. Dies bremst den Fortschritt in der Armutsbekämpfung und in der nachhaltigen Entwicklung. Eine Gruppe Ingenieure aus Magdeburg, in der sich Absolventen und Studierende der Universität engagieren, hat sich dieser Herausforderung in einem Dorf in Tansania angenommen.
Wenn es bei uns dunkel wird, schalten wir das Licht an – selbstverständlich. Für die Mehrheit der afrikanischen Bevölkerung bleibt das aber bisher ein Wunschtraum. In Tansania haben nur rund 20 Prozent der Menschen Zugang zu Strom, die meisten davon leben im städtischen Raum. Auf dem Land ist nach Einbruch der Dunkelheit vieles nicht mehr möglich, wofür man Licht braucht. Lesen und Hausaufgaben erledigen gehören dazu.
In Mapanda, einem abgelegenen Dorf etwa 600 Kilometer südlich der tansanischen Hauptstadt Dodoma, wird ein Kinder- und Jugendzentrum seit Dezember 2015 zuverlässig mit Strom versorgt. Auf dem Dach der Einrichtung wurden Solarpanels installiert, die es den jungen Besuchern nun ermöglichen, auch noch nach Einbruch der Dunkelheit zu spielen und zu lernen.
Die Idee zum Projekt hatte die evangelische Hoffnungsgemeinde in Magdeburg, die bereits den Bau des Kinderzentrums finanziert hatte. Für die Umsetzung holte man Ingenieure ohne Grenzen e.V. ins Boot. Der gemeinnützige Verein wurde 2003 gegründet und leistet seither technische Unterstützung in Entwicklungsländern in den Bereichen Wasser-, Sanitär-, und Energieversorgung. Über 2.000 Fördermitglieder und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter engagieren sich in den insgesamt 32 Regionalgruppen der Hilfsorganisation. Seit vier Jahren gibt es eine solche Gruppe auch in Magdeburg.
2014 reisten einige der Magdeburger Ingenieurinnen und Ingenieure nach Mapanda und besuchten dort das damals noch im Bau befindliche Kinderzentrum. Gemeinsam mit der evangelisch-lutherischen Diözese vor Ort entwickelten sie das Projekt „Energizing Education“, durch das das Zentrum mit einer Photovoltaikanlage zur Elektrizitätsversorgung ausgestattet wird.
„Wie bei allen Projekten von Ingenieure ohne Grenzen üblich, mussten wir uns als Regionalgruppe selber um die Finanzierung kümmern“, erklärt Projektleiter Harald Zauter. Ein Flohmarkt, die Spenden-Radtour eines örtlichen Gymnasiums, ein Zuschuss der hiesigen Energiegenossenschaft und etliche Privatspenden füllten die Kasse, so dass im Herbst 2015 die Umsetzung des Projektes starten konnte. Zauter: „Unsere drei ehrenamtlichen Ingenieure wurden bei der Installation der Anlage tatkräftig von den Handwerker-Azubis und einem Ausbilder der nahegelegenen Berufsschule unterstützt.“ Diese wurden zudem mit der Wartung und Instandhaltung vertraut gemacht, damit die Stromversorgung auch in Zukunft reibungslos funktioniert.
Bis zu 150 Kinder im Vorschulalter sollen langfristig im Kinderzentrum betreut werden. Nachmittags wird ein Programm für Schulkinder angeboten. „Alle werden von der Stromversorgung profitieren“, sagt Zauter. „Lehrer und Betreuer können nun CD-Player oder Computer für die Betreuung oder die Vorbereitung des Unterrichts nutzen.“
Das Projekt Stromversorgung in Mapanda ist abgeschlossen, das nächste aber bereits in Planung: Die Magdeburger Ingenieure ohne Grenzen werden sich um die Warmwasserversorgung einer Mädchenoberschule ganz in der Nähe des Kinderzentrums kümmern. Mit dabei sind der Uni-Student Wirtschaftsingenieurwesen Florian Doleschal, der Geologe Harald Zauter, die Ingenieurin Franka Kretschmer sowie der wissenschaftliche Mitarbeiter am Institut für Automatisierungstechnik, Erik May. Für die Vorbereitung und Umsetzung dieser neuen Ziele finden bereits regelmäßige Treffen und Veranstaltungen statt, über die fortan an dieser Stelle berichtet wird.
P.M.; Fotos: Dennis Hadasch