Act to connect präsentierte: „DREI & FREI“ – Theateraufführung zum Einmischen

Eine Gruppe junger Studierender, eine zündende Idee, ein rauschendes Fest und alle sind glücklich – oder etwa doch nicht? Dieser Frage stellten sich im aktuellen Sommersemester 14 Studierende aus den Fachrichtungen Medienbildung, Germanistik und Bildungswissenschaften der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und sechs geflüchtete Jugendliche aus Magdeburg. Gemeinsam erarbeiteten sie unter dem Titel „Drei & Frei“ ein Theaterstück, in dem es um Erfahrungen mit sexualisierter Diskriminierung und Gewalt ging.

Organisiert wurde das dreimonatige Projekt von Jana Richter, Leiterin der Medienwerkstatt der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, und dem Magdeburger Verein Kulturanker e.V. . Annika Schetter von der Präventionsstelle Sexualisierte Diskriminierung (an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und der Hochschule Magdeburg-Stendal) begleitete die Vorbereitung und Durchführung des Workshops mit fachlichen Informationen und Unterstützung zur Thematik „sexualisierte Diskriminierung und Gewalt“. In Zusammenarbeit mit der kubanischen Theaterregisseurin Xiomara Calderón wurde unter dem Titel „Act to Connect“ ein Theaterformat wiederbelebt, das in der Landeshauptstadt bereits im Jahr 2017 Erfolge mit dem Stück „Wir sind wir“ feiern konnte.

Das Theaterstück „Drei & Frei“, dessen Szenen von den Studierenden und Geflüchteten selbst geschrieben wurden, thematisierte eine Studierendenparty, zu welcher Studierende, die nicht mehr als drei Kleidungsstücke tragen, freien Eintritt erhalten. Rund um die Feier ereigneten sich auf der Bühne Dialoge zwischen einem – zugegebenermaßen nicht wirklich glücklichen – Pärchen oder einer Gruppe von Freund*innen, die sich mit einer ungewöhnlichen Kleiderwahl einer Freundin auseinandersetzen müssen. Jede Szene war dabei von verschiedensten Formen sexualisierter Diskriminierung geprägt.

Für die Organisator*innen und Darsteller*innen war sehr schnell klar: Ziel des Workshops soll kein klassisches Theaterstück sein. Stattdessen sollte das Publikum aktiv in die Handlungen, die auf der Bühne stattfinden, eingebunden werden. Gemeinsam entstand daher die Idee, die Szenen des Stücks zunächst einmal durchzuspielen, um im Anschluss das Publikum zu ermutigen, ihre Änderungswünsche an die Darsteller*innen zu äußern. Diese sollten dann in Form von Improvisationsszenen eingebunden und umgesetzt werden. Das Publikum wurde dabei aufgefordert, einen deeskalierenden Umgang mit den dargestellten Formen sexualisierter Diskriminierung zu finden, um im Anschluss – frei nach Ghandi: „Sei du selbst die Veränderung, die du in dieser Welt sehen möchtest“ – in der Lage zu sein, diskriminierende Situationen in ihrem eigenen Alltag zu verändern. Für alle Beteiligten waren die Vorbereitungen eine aufregende Erfahrung. Niemand von ihnen hatte bisher Erfahrungen mit dieser Form des Forumtheaters.

Die Aufregung sollte jedoch nicht umsonst gewesen sein. Insgesamt stellten sich knapp 250 Zuschauende bei den öffentlichen Aufführungen vom 27.06. bis 30.06.2018 in Stendal, Wernigerode und Magdeburg der Herausforderung, beim „Theater zum Einmischen“ mitzuwirken. Mehrfach trauten sich sogar Personen aus dem Publikum, selbst eine Rolle in einer Szene zu übernehmen und ernteten dabei sowohl von den Darsteller*innen, als auch von dem Rest der Zuschauenden großen Beifall. Zum Abschluss eines jeden Auftritts durfte das Publikum die Funktion der Rektorin aus dem Theaterstück übernehmen und entscheiden, ob sie eine Studierendenparty mit dem Motto „Drei & Frei“ bewilligen würde. Obwohl die Antworten darauf gespalten ausfielen, legte sich ein Großteil der Zuschauenden darauf fest, dass sie eine solche Veranstaltung nicht gutheißen würden.

Die Resonanzen der Theateraufführungen waren durchweg positiv, sodass gegenwärtig Überlegungen dahingehend bestehen, dass „Drei & Frei“ zum Ende des Jahres 2018 erneut – vor einem anderen Publikum – aufgeführt werden soll.

Wir hoffen, dass die öffentlichen Aufführungen dazu geführt haben, dass die Zuschauenden einen veränderten Blick auf Formen sexualisierter Diskriminierung erlangten und in ihrem Alltag nun (noch) reflektierter und sensibler damit umgehen.

Der Workshop wurde vom Internationalen Bund Sachsen-Anhalt unterstützt und vom  Bundesfamilienministerium im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie Leben!“ gefördert. Dafür bedanken sich die Organisator*innen nochmals herzlich.

Letzte Änderung: 09.07.2020 - Ansprechpartner: Webmaster