Angekommen auf der kleinen Insel Magdeburg

22.02.2018 -  

Hasmik Hunanyan ist der Inbegriff von Optimismus und Lebensfreude. Wenn man der gebürtigen Armenierin auf dem Campus begegnet, steckt sie einen mit ihrer Freude und ihrem Tatendrang regelrecht an. Ihrer aufgeschlossenen Art hat die dreifache Mutter auch zu verdanken, dass sie in Magdeburg eine neue Heimat gefunden hat. Denn obwohl sie nie nach Deutschland auswandern wollte, weil sie kein Deutsch konnte, hat sie die Startschwierigkeiten nicht als Problem, sondern als Chance gesehen.

Portait Hasmik Hunanyan (c) Harald Krieg

 

Als es ihren Mann beruflich nach Jena zog, folgte sie ihm wenig später, um 2003 in der Thüringer Universitätsstadt ihr Promotionsstudium zu beginnen. In den ersten Wochen bestätigte sich, was sie bereits vermutet hatte: Die Kommunikation mit den Einheimischen hatte ihre Tücken. „In Armenien gab es zu der Zeit keine Kreditkarten, ich habe das zum ersten Mal benutzt und keiner konnte mir erklären, wie das geht. In den Läden konnte ich mich nur sehr schwer verständigen. Das war schon ein bisschen frustrierend“, erinnert sich Hasmik Hunanyan. An der Universität in Jena wurde die studierte Sprachwissenschaftlerin umso herzlicher empfangen und in ihrer Doktormutter hat sie eine enge Vertraute gefunden – noch heute halten sie Kontakt. Mit zunehmenden Sprachkenntnissen kam sie immer mehr im Land der Dichter und Denker an. Es war ihr immer wichtig, die Sprache zu lernen und die deutsche Kultur zu leben. „Ich glaube, die Leute, die integriert sind haben weniger Probleme. Es ist etwas Gegenseitiges: Wenn du gibst, bekommst du auch viel zurück“, sagt die 40-Jährige mit einer überzeugten Selbstverständlichkeit.

Liebe auf den zweiten Blick

Nach acht Jahren in Jena wartete auf Hasmik Hunanyan ein zweiter Neuanfang in Magdeburg. Diesmal war die Herausforderung nicht die Sprache. Es war die Stadt. Der Ruf eilte der neuen Heimat voraus und der erste Eindruck bestätigte diesen vorerst: „Mein erster Eindruck in einem Wort zusammengefasst: divers. Sehr ungerade. Auch ein bisschen kalt. Magdeburg war nicht so gemütlich wie es Jena war“, gesteht Dr. Hunanyan. Durch ihre Arbeit beim Akademischen Auslandsamt der OVGU unternahm die Neumagdeburgerin mit Delegationen internationaler Universitäten zahlreiche Stadtbesichtigungen. Und nicht nur die Gäste, sondern auch sie selber war von der Geschichte und den Sehenswürdigkeiten ihrer neuen Heimat beeindruckt: „Nachdem ich mit Freunden aus Jena dann auch eine Tour durch Magdeburg gemacht hatte, sagten sie: ‚Du bist eine echte Patriotin von Magdeburg geworden!‘ – In dem Moment wurde mir klar, dass ich mit so viel Herz erzählt habe, weil die Stadt meins geworden ist.“ Magdeburg habe der Welt sehr viel anzubieten, man müsse sich nur damit auseinandersetzen, es sei erst einmal nicht so offensichtlich – es sei eher Liebe auf den zweiten Blick.

Probleme mit Diskriminierung oder Fremdenfeindlichkeit hatten sie und ihre Familie nie – nicht in Jena und nicht in Magdeburg. „Wenn man all die negativen Geschichten hört, fühle ich mich manchmal, als würde ich auf einer Insel leben“, sagt Hasmik Hunanyan ein wenig ungläubig. Vielleicht liege es an ihrem Job im International Office und daran, dass ihre Kinder hier geboren und in die Kultur hineingewachsen seien. Mit Sicherheit liegt es aber auch an ihrer offenen Lebenseinstellung, wenn sie sagt: „Es gibt gute Menschen und nicht so gute Menschen, aber das hängt nicht von der Nationalität ab.“

 

Meine Aufgabe im International Office …

... ist hauptsächlich die Pflege der Partnerschaften der Universität, d. h. ich unterstütze die Fakultäten dabei, neue Kooperationsverträge mit internationalen Unis zu schließen. Neben den vertraglichen Inhalten gehört dazu auch die Organisation und Betreuung von Delegationsreisen durch Rektoren, Wissenschaftler, Hochschulpersonal und Studierende. Zu den Besucherprogrammen zählt ebenfalls die Sommerschule der Incomings. Zudem pflege ich unsere Datenbanken für Kooperationen und Mobilitäten sowie unsere Website.

An meiner Heimat vermisse ich am meisten …

... ganz klar meine Familie. Die Berge. Es ist hier sehr flach, das ist nicht so meins. Armenien ist ein Bergland, da ist kein Weg gerade, es geht immer Berg hoch, Berg runter. Das Wasser. Wir haben in Armenien das leckerste Wasser auf der Welt. Und das Obst und Gemüse. Wir versuchen immer Anfang Juli dort zu sein, weil dann Aprikosenzeit ist – Aprikosen sind das Nationalobst von Armenien.

 

Ina Götze

 

Kloster Tatew in der Provinz Sjunik (c) Aleksandr KhanbekyanDas Kloster Tatew in der Provinz Sjunik im Süden Armeniens. (Foto: Aleksandr Khanbekyan)

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