Wie Donald Trump konservative Europäer zusammenschweißt

21.11.2018 -  

Die Europäische Union erfährt nach der Trump-Wahl zum Präsidenten der USA mehr Unterstützung durch die Bevölkerung. Nach seinem Amtsantritt sehen Europäerinnen und Europäer die EU positiver; vor allem diejenigen, die sich im politischen Spektrum rechts der Mitte verorten. Bei der politischen Mitte und den Linken hat sich die Unterstützung der EU zwar auch leicht erhöht, aber noch im statistischen Zufallsbereich.

Das ist das Ergebnis einer Studie, die unter Beteiligung der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg untersuchte, ob und wie sich unter Donald Trump die Unterstützung für die Europäische Union in Europa verändert hat. Die Forschungsergebnisse wurden soeben in der US-amerikanischen Zeitschrift Perspectives on Politics erstmals veröffentlicht.

Die Soziologen Lara Minkus (Universität Bremen), Emanuel Deutschmann (Europäisches Hochschulinstitut Florenz) und Prof. Jan Delhey (Universität Magdeburg) nutzten für die Untersuchung dieses Effekts den Umstand, dass die Wahl Trumps mitten in die Erhebung einer Eurobarometer-Umfrage 2016 fiel. Mit den Eurobarometern erkundet die EU-Kommission seit 1973 regelmäßig die öffentliche Meinung der EU-Bürgerschaft. Etwa die Hälfte der Interviews führten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vor der Trump-Wahl durch, die andere Hälfte danach.

„Die Wahl von Donald Trump zum 45. Präsidenten im November 2016 war für die meisten politischen Beobachter, die Wählerinnen und Wähler in den USA, aber auch in Europa eine faustdicke Überraschung“, so Prof. Jan Delhey vom Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie/Makrosoziologie der Universität Magdeburg. „Da die Zuweisung der Befragten zu einem Interviewtermin vor oder nach der Wahl rein zufällig erfolgte, d.h. nicht von den jeweiligen politischen Voreinstellungen der Personen abhing, kommt dieser Umstand einem sogenannten natürlichen Experiment recht nahe – eine Veränderung in der Unterstützung für die EU nach der Präsidentschaftswahl muss folglich ein ‚Trump-Effekt‘ sein“, so Delhey.

Prof. Delhey (c) Stefan Berger

Prof. Jan Delhey (Foto: Stefan Berger)

Theoretisch wären verschiedene Effekte in Europa möglich gewesen, so der Soziologe weiter, von einem „Zusammenrücken“ der Europäerinnen und Europäer bis hin zu einem fatalistischen Sinken der EU-Unterstützung.

Warum die Wahl des US-Präsidenten sich so auf die Meinungsbildung der rechts-konservativen Europäer ausgewirkt habe, darüber könnten die Autoren nur spekulieren. „Am plausibelsten ist es“, so Delhey, „dass die Trump-Wahl in diesen politischen Kreisen die Hoffnung genährt hat, die EU stärker in Richtung eines Europas der Nationen‘ zu entwickeln, das sich stärker nach außen abschottet und eine protektionistischere Machtpolitik verfolgt.“ Ob dieser „Trump-Effekt“ im rechten Spektrum nur vorrübergehend sei oder von Dauer, würden die nächsten Europawahlen im Mai kommenden Jahres zeigen.

Letzte Änderung: 30.11.2022 - Ansprechpartner: Katharina Vorwerk