Assistenzärztin in der Pädiatrie

"Mit diesem Leuchten in den Augen, da müssen Sie Medizin studieren.“ An diese Worte von Dekan Professor Hermann-Josef Rothkötter erinnert sich Joana Rottke gut, ebenso an das lange Gespräch mit dem damaligen Studiendekan der Medizinischen Fakultät, Prof. Dr. Bernt-Peter Robra. Beide hatten sich viel Zeit für sie genommen und sie in dem Wunsch bestärkt, Medizin zu studieren. Viele andere hatten ihr gesagt, „das kannst du nicht“.

Sie kennt beide Seiten - von der Patientin zur Ärztin

 

Joana_Rottke2 (c) Klinikum MagdeburgGeboren mit einer frühkindlichen Hirnschädigung, spastische Diparese genannt, waren Ärzte ihre ständigen Begleiter. Operationen und Therapien und der Kampf um ihre Gehfähigkeit gehörten zu ihrem Alltag. „Bei Visiten sprachen sie über mich und meine Krankheit, aber ich verstand nicht, worüber sie da redeten“, erzählt die junge Frau. Sie aber wollte verstehen, verstehen was es mit dieser Krankheit, mit den starken Einschränkungen ihres Bewegungsapparates und der gestörten Feinmotorik auf sich hatte, was die Diagnosen bedeuteten. Also tat sie, was ihr nur wenige zutrauten, sie hängte nach ihrem Abitur, das sie mit Bestnoten bestand, den sicheren Ausbildungsplatz mit anschließender Beamtenlaufbahn an den Nagel und studierte Medizin. Von den Eltern gab es jede Unterstützung und zuvor die Mahnung: „Such dir eine Uni, die das auch mitmacht.“ Joana Rottke suchte eine eher kleine Uni mit einem zusammenhängenden Campus und relativ kurzen Wegen, auf dem auch ein Wohnheim ist und die in den Rankings sehr gut abgeschnitten hatte. Sie fand die Universität Magdeburg.

„Die ersten zwei Jahre waren die schwierigsten. Sind es wohl für alle Studierenden“, meint die junge Ärztin heute. „Viel Theorie, viel, viel lernen und von Patienten keine Spur. Nach dem Physikum wurde es besser. Auch die Prüfungen beispielsweise. Sie verlangten nicht mehr so viel feinmotorisches Können wie beim Zeichnen der mikroskopierten Präparate. Sie waren jetzt mehr im Multiple-Choice-Verfahren. Und wenn man dann das erste Mal zum Patienten darf, dann weiß man, wofür man da ackert, dass es sich lohnt.

Unterstützung und Entgegenkommen hat die Studentin immer wieder erfahren bei den alltäglichen Dingen im Studentenleben – die Kommilitonen, die alle sehr zuvorkommend, einfühlsam und hilfsbereit waren. Ja, es sei fast familiär gewesen. Die Dozenten, die sehr verständnisvoll waren, wenn sie ob der vielen Stufen zum Präparier-Saal im Keller zu spät zum Kurs kam oder die Arbeit mit der Pipette im Biochemiekurs der schlechten Feinmotorik wegen etwas länger dauerte. Einen individuellen Studien- und Prüfungsplan wollte Joana Rottke nicht, wollte so viel wie möglich selbstbestimmt und eigenständig erledigen.

Zum Studentenleben gehört nicht nur büffeln, sondern auch Freunde treffen, Party feiern und der richtige Studentenclub. Auf dem Campus der Mediziner ist die legendäre KISTE. Joana Rottke verbindet etwas Besonderes mit ihr. Nach dem 2. Staatsexamen und der Approbation zog sie aus dem Studentenwohnheim aus und vermachte ihr Sofa dem Studetenclub. Nur wenige Monate später brannte er mit dem Sofa ab.

Die Freude an kindlicher Unbefangenheit


2013 trat Joana Rottke eine Stelle in der Kinder- und Jugendpsychiatrie an und begann, auf diesem Fachgebiet ihre Doktorarbeit zu schreiben. Während Famulatur und Praktischem Jahr hat sie sich in Kinderchirurgie und Orthopädie ausprobiert. Für den Facharzt würde das aber beides zu schwer sein. Zur Zeit arbeitet sie als Assistenzärztin in der Pädiatrie des Klinikums Magdeburg. Sie ist sicher eine gute Ärztin, kennt sie doch inzwischen die Medizin aus beiden Perspektiven, die der Ärztin und der Patientin. Die Arbeit mit Kindern mag sie sehr. „Sie sind sehr ehrlich, fragen einfach nach: Warum läufst du denn so komisch?“, erzählt Joana Rottke. „Dann erkläre ich es ihnen und sie machen ganz unbefangen weiter.“

2018 wird sie die Facharztausbildung abgeschlossen haben und möchte dann gern weiter mit kranken Kindern in Magdeburg arbeiten. Die Stadt an der Elbe ist der jungen Frau aus dem brandenburgischen Rathenow ans Herz gewachsen. Nicht zu groß und doch groß genug für etwas Großstadtflair, für Kultur und ein ansprechendes Umfeld. Eine ideale Stadt mit einer tollen Uni, um zu studieren. Joana Rottke kann es nur empfehlen.
Text: Ines Perl

Letzte Änderung: 18.12.2023 - Ansprechpartner: Webmaster